Bahnradfahrer im Rio-Check: Vogel bereits in Olympia-Form
London (dpa) - Die Bahnrad-Weltmeisterschaften in London waren die letzte richtige Standortbestimmung vor den Sommerspielen in Rio. Keirin-Weltmeisterin Kristina Vogel hat sich bereits in starker Olympia-Form präsentiert.
Das traf nicht auf alle Mitglieder des deutschen Teams zu. Der Olympia-Check:
KRISTINA VOGEL: Olympia kann kommen. Im Keirin siegte sie souverän, im Teamsprint rettete sie Bronze. Auch im Sprint zog sie locker ins Viertelfinale ein und darf heute auf eine weitere (Gold-)Medaille hoffen. Es könnten in Rio goldene Spiele werden für die siebenmalige Weltmeisterin. Im Sprint, Keirin und im Teamsprint ist das Podest möglich.
MIRIAM WELTE: Die 29-Jährige zeigte sich formverbessert nach einer enttäuschenden Wintersaison. Um aber wieder mit Partnerin Vogel Gold im Teamsprint zu holen, muss noch eine Steigerung her. Dass die Pfälzerin noch längst nicht die Alte ist, zeigten ihre durchwachsenen Ergebnisse im Sprint und über 500 Meter. Realistischer ist in Rio eher Platz zwei oder drei im Teamsprint.
JOACHIM EILERS: Der gebürtige Kölner war die positive Überraschung bei den deutschen Sprintern. Über die nichtolympische 1000-Meter-Distanz holte er den Titel, im Teamsprint rettete er als starker Schlussfahrer Bronze. Ein Hoffnungsträger für Rio, womöglich auch im Keirin.
RENE ENDERS: Der Anfahrer des Teamsprint-Trios fuhr solide. Dabei hatte der Erfurter schon die bevorstehende Geburt seines Sohnes im Kopf. Bis Rio wird er die nötige Form haben.
MAX NIEDERLAG: Im Teamsprint war er völlig von der Rolle. Dass er trotzdem kein Wackelkandidat ist, lag am schwachen Auftritt des Keirin-Olympiazweiten Maximilian Levy, der im Sprint völlig enttäuschte. Bis Rio muss sich Niederlag (Heidenau) aber gehörig steigern. Im Einzel-Sprint hatte er keine Chance.
ROGER KLUGE: Beim großen Spektakel im Omnium gehörte er zu den Protagonisten. Hauchdünn schrammte der Berliner am WM-Titel vorbei und wurde Zweiter. In Rio will Kluge ganz oben stehen. Ein Medaillenkandidat ist er auf alle Fälle, zumal ihm auch sein Team den nötigen Freiraum für die Bahn lässt.
DOMENIC WEINSTEIN: Der 21-Jährige holte Silber in der Einerverfolgung mit deutschem Rekord. Schade für den Schwarzwälder, dass die 4000 Meter nicht mehr olympisch sind. Als Motor im Vierer ist Weinstein aber gefragt.
VIERER MÄNNER: Ein Domenic Weinstein ist zu wenig. Von den restlichen Fahrern Leif Lampater (Rosenheim), Theo Reinhardt (Berlin), Nils Schomber (Grevenbroich) und Kersten Thiele (Sinsheim) konnte keiner hervorstechen. Unter dem Strich standen Platz sechs und Zeiten, die deutlich über dem deutschen Rekord blieben. Eine Medaille in Rio ist unrealistisch.
VIERER FRAUEN: Ein gruseliger Auftritt. Stephanie Pohl (Cottbus), Charlotte Becker (Berlin), Mieke Kröger (Bielefeld) und Gudrun Stock (München) kamen im „Bummel-Tempo“ auf eine schwache Zeit von 4:32,398 Minuten, was nur zu Platz zehn reichte. Zum Vergleich: Weltmeister USA war 16 Sekunden schneller! In der Form sind die vier Fahrerinnen nicht mehr als Olympia-Touristen.
ANJA KNAUER: Sie könnte am Sonntag die Olympia-Qualifikation im Omnium noch schaffen, wäre aber in Rio wohl chancenlos.