Bye, bye Lance Armstrong: Kein weiteres Comeback

Austin (dpa) - Bye, bye Lance Armstrong: Der umstrittene Radprofi hat endgültig seine Karriere beendet und ein zweites Comeback ausgeschlossen. „Ich kann nicht sagen, dass ich etwas bereue. Es war eine tolle Reise“, sagte der 39 Jahre alte Texaner in einem Interview der Nachrichtenagentur AP.

Nach seinem letzten Auslandsstart im Januar bei der Tour Down Under in Australien hatte der Rad-Rentner noch die Kalifornien-Rundfahrt und ein paar Rennen auf der US-Tour eingeplant. Nach der sportlichen Demütigung in den vergangenen Monaten muss er sich jetzt auf einen ungleich schwierigeren Kampf vorbereiten. Seit Mai 2010 ermitteln US-Behörden gegen Armstrong wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung und Betrugs. Auslöser waren die Anschuldigungen seines ehemaligen Teamkollegen Floyd Landis (USA).

„Ich kann nicht kontrollieren, was in diesen Ermittlungen passiert. Deshalb habe ich Spezialisten verpflichtet, die mir dabei helfen. Ich versuche, die Sache nicht an mich ranzulassen und einfach weiterzuleben“, sagte Armstrong.

Seit Jahren steht der langjährige Tour-Dominator unter massivem Dopingverdacht, den er beharrlich, bestimmt und routiniert stets von sich gewiesen hat. Die laufenden Untersuchungen der US-Behörden unter Cheffahnder Jeff Novitzky setzen ihm allerdings gehörig zu. Noch in diesem Jahr wird mit einem Auftritt Armstrongs vor der Grand Jury gerechnet. Novitzky hatte bereits Leichtathletik-Superstar Marion Jones und Baseball-Gigant Barry Bonds überführt.

„Ich weiß, was ich tue und was ich getan habe. Daran wird sich nichts ändern“, erklärte Armstrong lapidar. Er parliert lieber über seine sportliche Vergangenheit und zukünftigen Aktivitäten als über ungeklärte Doping-Anschuldigungen. Der kontroverse Superstar ist ein Meister des Angriffs - und der juristischen Selbstverteidigung. Den Ruf des Unzerstörbaren hat er schon vor geraumer Zeit verloren. Nach seinem Rücktritt 2005 war er vier Jahre später in den Radsport zurückgekehrt. „Ich hatte wirklich gedacht, dass ich nochmal die Tour gewinne“, gab er jetzt zu. Armstrong wurde 2009 aber nur Dritter.

Die vermeintliche Unverwundbarkeit war längst verflogen. 2010 beendete der müde Altmeister seine 13. und letzte Tour auf Platz 23, nachdem er 15-Minuten-Rückstände in den Alpen und Pyrenäen, Sturzserien und Schmähungen als „Radtourist“ hatte ertragen müssen. „Ich wäre gerne jünger und schneller“, hatte er nach der 16. Etappe resümiert. Der einst unumschränkte Boss fuhr meist nur hinterher und will jetzt nur noch für Wohltätigkeitsveranstaltungen aufs Rennrad.

Die Amerikaner glauben ihm noch immer. „Lance For President“ steht in schöner Regelmäßigkeit auf Plakaten, wenn Armstrong öffentlich auftritt. Der Hero, der Krebs besiegt hat, kann doch seinem Körper keine Drogen- oder Doping-Substanzen zugemutet haben, oder? Armstrong will künftig hinter den Kulissen weiter für sein Team RadioShack und für seine Krebs-Stiftung „Livestrong“ arbeiten. Eine politische Karriere schloss er trotz seiner Freundschaften mit den ehemaligen US-Präsidenten Bill Clinton und George W. Bush vorerst aus. „Ich glaube nicht“, erklärte Armstrong, „das hätte negative Auswirkungen auf meine Stiftung. Im Moment steht das absolut nicht zur Debatte.“