Degenkolb geht - Ex-Profi Caleb Fairly neuer Manager
L'Isle-Jourdain (dpa) - Radprofi John Degenkolb ändert in der kommenden Saison seinen Arbeitgeber und sein Umfeld. US-Anwälte der Fairly-Group aus Washington bestätigten den Abgang Degenkolbs aus der Giant-Alpecin-Mannschaft und die Übernahme des Managements.
Der 27-Jährige sei mit zwei Teams in Kontakt und werde zum Ende der laufenden Tour de France seine neue Arbeitplatzwahl bekanntgeben.
Ex-Radprofi Caleb Fairly, 2015 noch bei Giant-Alpecin unter Vertrag, ist nach einer Mitteilung vom Freitag neuer Interessenvertreter des 27 Jahre alten Wahlfrankfurters. „Caleb Fairly ist der offizielle Agent von John“, teilte Agentur-Chef Alex Fairly auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Der Radprofi werde weiter „engen Kontakt“ zu seinem jetzigen persönlichen Berater Jörg Werner halten.
Degenkolbs wahrscheinlich neuer Arbeitgeber ist die mit US-Lizenz fahrende Trek-Segafredo-Mannschaft. Der Klassiker-Jäger, der im Januar in Spanien schwer stürzte und fast eine Fingerkuppe verlor, soll dort den viermaligen Zeitfahr-Weltmeister Fabian Cancellara ersetzen und auf dem US-Markt Fuß fassen. Der Schweizer beendet seine sportliche Laufbahn.
Degenkolb, der 2015 die Klassiker Mailand-Sanremo und Paris-Roubaix gewann, dankte laut Fairly-Mitteilung „vor allem“ seinen Teamkollegen für die gewährte Unterstützung. Sein neuer Vertrag enthalte auch Passagen, die „Persönlichkeitsrechte festlegen, die in Fahrer-Verträgen historisch nicht üblich sind“. Es gehe dem Radprofi „nicht nur um das Geld und die sportliche Ausrichtung“.
Giant-Alpecin-Manager Iwan Spekenbrink bestätigte den nach dem 1. August offiziellen Wechsel: „Wenn John sich entschieden hat, zu gehen, dann ist das okay - so ist das Leben. Wir hätten ihn gerne behalten. Wir danken ihm“. Der Niederländer nicht, hinzuzufügen - vermutlich, um den Bielefelder Sponsor zu beruhigen - dass „die Mannschaft zukünftig durch neue deutsche Fahrer“ gestärkt werde.
Das Giant-Alpecin-Team, das am ersten Ruhetag der Tour am kommenden Montag in Andorra einen neuen Geldgeber aus der Tourismus-Branche vorstellen will, wird sich laut Spekenbrink 2017 auch einen Standort in Deutschland schaffen.
Degenkolbs Abgang vom einzigen deutschen WorldTour-Team stand - hinter vorgehaltener Hand - seit einiger Zeit fest. Das Team von Spekenbrink hatte im Vorjahr auch Topsprinter Marcel Kittel verloren, so dass auch das weitere Engagement des Sponsors Alpecin zur Disposition stehen könnte.
Deutsche Bezugspunkte gibt es 2017 außer Simon Geschke und Nikias Arndt kaum noch. Das Unternehmen gab sich wortkarg. „Nach wie vor äußern wir uns nicht zu Spekulationen“, ließ Geschäftsführer Eduard R. Dörenberg wissen.
Degenkolb und Spekenbrink - das war spätestens seit dem geräuschvollen Abgang Kittels im Vorjahr kein glückliches Verhältnis mehr. Angeblich habe sein Team für eine Verlängerung des zum Saisonende auslaufenden Vertrages rund 750 000 Euro Jahresgage geboten.
In Relation zu den erbrachten Leistungen Degenkolbs, der bei der 103. Tour endlich den ersten Etappensieg seiner Karriere perfekt machen will, ist das kaum angemessen. Seine neue Teamleitung dürfte ihm rund das Doppelte auf den Tisch legen.