Rekordjäger Cavendish im Tandem mit Aldag zu alter Stärke

Limoges (dpa) - Der „Manxman“ ist wieder da. Mark Cavendish beherrscht die Anfangsphase der 103. Tour de France und hat bislang die prognostizierte „deutsche Woche“ der Sprintspezialisten André Greipel und Marcel Kittel verhindert.

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„Er ist der Mann der Stunde. Wahrscheinlich hat ihm das Krafttraining im Hinblick auf die olympischen Bahnwettbewerbe in der Tour-Vorbereitung gut getan“, sagte Greipels Teamchef Marc Sergeant. Er hielt sich mit seiner Anerkennung für den Konkurrenten nicht zurück, auch wenn sein Schützling als Vierter in Utah Beach und Zweiter in Angers der Leidtragende der Leistungsexplosion des Briten von der Isle of Man war.

Cavendishs zweiter Etappensieg in diesem Jahr in Angers war sein insgesamt 28. Damit zog der 31-Jährige in der Ewigen-Bestenliste mit dem fünfmaligen Toursieger Bernard Hinault gleich und liegt nur noch sechs Siege hinter der Radsport-Legende Eddy Merckx. „Er hat das Zeug dazu, Merckx noch einzuholen“, meinte Hinault, der 1985 als vorerst letzter Franzose das große Sommertheater des Radsports für sich entschied. „Ich bin superhappy. Es ist eine Ehre, mit Hinault gleichgezogen zu haben“, sagte Cavendish in Angers.

Der erfolgreichste Sprinter der 113-jährigen Tour-Historie hat sich von einem kleinen Rabauken zu einem offensichtlich ausgeglichenen Familienvater gewandelt. Die Pöbelzeiten, unter denen besonders auch Greipel in der gemeinsamen Zeit bei HTC Highroad litt, sind vorbei. Zu den Siegerehrungen erscheint Cavendish (Spitzname: „Manxman“) immer ganz brav mit seinem kleinen Sohn David und Töchterchen Grace-Delilah. Am Rand des Podiums wartet seine Ehefrau Peta Todd, ein ehemaliges Glamour-Modell, auf das erste Küsschen vom Gatten.

Anteil an Cavendishs Erfolg hat auch Rolf Aldag, der den Briten bereits 2006 bei T-Mobile als Jung-Profi betreute und bei 25 seiner 28 Siege mit Regie führte. In dieser Saison fand das Erfolgs-Tandem im südafrikanischen Team Dimension-Data wieder zusammen. Der lange Teamchef hält große Stücke auf den schnellen Briten, der zu seinen Wurzeln Bahnradsport zurückkehrte.

„Er ist der beste Tour-Sprinter aller Zeiten - das ist klar. Und, ob er den Merckx-Rekord noch knackt oder nicht, ist egal. Das waren sowieso andere Zeiten, andere Rennen“, sagte Aldag, der für den Weltmeister von 2011 noch mindestens vier weitere Sieg-Möglichkeiten hochrechnete.

Aldag zählt die Gründe für Cavendishs Kickstart in die Tour 2016 auf: „Der Teamwechsel hat ihm sicher einen gewissen Schub gegeben. Außerdem profitierte er auch von der Olympia-Vorbereitung des britischen Verbandes zusammen mit vielen jungen Fahrern in Manchester.“