Die ersten Tour-Verlierer: Greipel sauer, Kittel cool
Cherbourg (dpa) - Im Trikot der Fußball-Nationalmannschaft hatte André Greipel am Abend nach seiner bitteren Niederlage vor dem Fernseher wenigstens noch ein bisschen Freude. Auch wenn der Jubel vom Nachbartisch, an dem Mark Cavendish seinen Sieg bei der Auftaktetappe der Tour de France und das Gelbe Trikot feierte, seine Laune im Novotel von Bayeux nicht gerade hob.
Marcel Kittel, auf Rang zwei noch knapper am avisierten Auftaktsieg vorbeigefahren als Greipel, konnte sich kaum mit dem Grünen Trikot trösten. Er trug es auf der zweiten Etappe in Vertretung von Cavendish, der den Weg nach Cherbourg im höherwertigen „Maillot Jaune“ in Angriff nahm.
Greipel haderte mit den Organisatoren und beschwerte sich über die Absperrgitter, die die Zielgerade beengten. Sie waren womöglich verantwortlich für den Sturz mehrerer Fahrer 500 Meter vor der Ziellinie, der die Sprinter in der entscheidenden Phase gehörig aus dem Rhythmus gebracht hatte.
„Ich habe auch die Gitter berührt und wäre fast gestürzt. Mehr als Platz vier war nicht drin“, ärgerte sich der dreimalige deutsche Meister, der als erster Träger des Gelben Trikots hoch gehandelt worden war. Es wäre Greipels Premiere in Gelb gewesen. Sein Anfahrer und Trauzeuge Marcel Sieberg hofft auf eine Trotzreaktion im Team: „Jetzt ärgern sich alle ohne Ende - das wird uns zusätzlich motivieren“.
Kittel nahm die verpasste Chance, zum dritten Mal nach 2013 und 2014 den Auftakt der Tour in Gelb zu beenden, eher gelassen. Er sprach von einem „Roulette-Spiel“ mit dem glücklichen Sieger Cavendish. „Es hätte alles stimmen müssen, aber es hat einfach nicht gepasst. Klar bin ich enttäuscht. Aber ich weiß, dass die Mannschaft stark ist. Wir sind super gut gefahren als Team. Das Ergebnis hat nur nicht perfekt gepasst“, erklärte der blonde Thüringer, der auf dem Streckenplan noch mindestens fünf weitere Möglichkeiten für die Sprinter ausgemacht hat: „Es kommen noch ein paar Chancen und da klappt es schon nochmal.“
Die Wunden bei Alberto Contador waren gravierender als bei den deutschen Elite-Sprintern. Der Spanier war 79 Kilometer vor dem Ziel an einer Verkehrsinsel weggerutscht. „Ich hatte eine schlechte Nacht, aber die Moral stimmt“, sagte der Spanier am Sonntag bei „Eurosport“. Seine Ärzte hatten zuvor schwere Abschürfungen und Prellungen an der rechten Schulter, dem Becken und Ellenbogen diagnostiziert - nicht die besten Voraussetzungen für den angepeilten Toursieg Nummer drei.