Späte Premiere: Oldie Wagner mit 33 erstmals bei der Tour
Saint-Lô (dpa) - Besser spät als nie: Für Robert Wagner erfüllt sich gegen Ende seiner Karriere als Radprofi noch ein langgehegter Traum.
Der 33 Jahre alte Magdeburger steht im Aufgebot des niederländischen Rennstalls LottoNL-Jumbo für die am Samstag in Mont-Saint-Michel startende 103. Auflage der Tour de France. Die Frankreich-Rundfahrt war bisher unbekanntes Terrain für den Routinier.
„Bei der Tour zu starten, das ist richtig cool - das Nonplusultra“, sagte Wagner nach seiner Nominierung. Zur neunköpfigen Mannschaft gehört auch der Rostocker Paul Martens. Zwar stand Wagner schon bei Weltmeisterschaften und den beiden anderen dreiwöchigen Landesrundfahrten, dem Giro in Italien und der Vuelta in Spanien, am Start. Die große Schleife durch Frankreich (in diesem Jahr 21 Etappen über 3519 Kilometer) fehlte Wagner bislang in seiner Rennfahrer-Vita.
„Da geht ein echter Kindheitstraum in Erfüllung“, sagte der deutsche Straßen-Meister von 2011. Wagner profitiert einerseits vom Sturzpech des Niederländers Robert Gesink, der eigentliche LottoNL-Kapitän fehlt verletzt, andererseits von den jüngsten Erfolgen seines Sprint-Partners Dylan Groenewegen. Wagner und der 23-jährige Niederländer bildeten zuletzt ein erfolgreiches Gespann. Wagner zog mit seiner Erfahrung die Sprints an. Saison-Neuentdeckung Groenewegen fuhr mehrere Top-Resultate ein, wie den Tagessieg bei Rund um Köln - unter anderem gegen Deutschlands Topsprinter André Greipel.
„Ich bin von Natur aus eher ein Helfertyp. Ein echter Sprinter muss ein Killer sein“, sagt Wagner zu seiner Rolle als Domestike. „Dylan hat ordentlich abgeliefert. Ich bin seit April sein letzter Mann - das hat gut funktioniert.“
Auch abseits der Straße hat der Wahl-Belgier Wagner mit Wohnsitz Kelmis von seinem langjährigen Team positive Signale empfangen. Nicht zuletzt aufgrund seiner starken Klassiker-Saison im Frühjahr wird sein am Saisonende auslaufender Vertrag verlängert. „LottoNL-Jumbo war für mich erster Ansprechpartner. Wir sind uns einig“, sagte Wagner. Für den 33-Jährigen, der seit 2006 Berufsrennfahrer ist und gern bis 35 sein Geld als Profi verdienen möchte, scheint sich auch dieser Traum im Herbst seiner Karriere zu verwirklichen.