Doping-Vorwürfe gegen Cipollini und Cancellara

Rom (dpa) - Dem krisengeschüttelten Radsport droht der nächste Dopingskandal. Nach Medienberichten soll der frühere italienische Sprintstar Mario Cipollini gedopt haben. Der Weltmeister von 2002 sei Kunde des spanischen Dopingarztes Eufemiano Fuentes gewesen, berichtete die „Gazzetta dello Sport“.

Der heute 45 Jahre alte Ex-Profi habe im Jahr 2002 von Fuentes Blutkonserven, Epo, Anabolika und Hormone bekommen. Dem Schweizer Fabian Cancellara, Olympiasieger von Peking und viermaliger Weltmeister im Zeitfahren, wurden von Ex-Profi Tyler Hamilton ebenfalls Kontakte zu Fuentes unterstellt.

„Ich bin sauber. Ich werde aber nicht in Details gehen. Das würde die Story nur unnötig aufbauschen“, sagte der 31 Jahre alte Cancellara am Rande der Katar-Rundfahrt und reagierte auf ansprechende Anschuldigungen von Hamilton. Der ehemalige Edel-Helfer von Lance Armstrong hatte Cancellara in einem Interview von „cyclingnews.com“ vorgeworfen, in der Kundenliste von Fuentes unter dem Code-Namen „Luigi“ aufzutauchen. Die Leute könnten den Namen „Luigi“ in Zusammenhang mit seinem früheren Trainer Luigi Cecchini bringen könnten, so Cancellara. Cecchini genießt in Radsportkreisen einen zweifelhaften Ruf.

Die Vorwürfe gegen Cipollini sind noch wesentlich konkreter. Unter dem Namen „Maria“ sei er in der Kartei von Fuentes geführt worden, schrieb die Gazzetta. Das Blatt veröffentlichte mehrere Dokumente, die den Italiener belasten. Darunter ist auch eine Tabelle, in der vermerkt ist, wann er welche Mittel bekommen haben soll. Cipollini selbst äußerte sich zunächst nicht zu den Vorwürfen, hat aber Doping stets bestritten.

Cipollini wies indes über seinen Anwalt Giuseppe Napoleone die Dopingvorwürfe zurück und sprach von „unbegründeten und absurden Anschuldigungen“. Cipollini werde mit den Anti-Doping-Behörden zusammenarbeiten und drohte zugleich der Zeitung mit rechtlichen Schritten.

Der Fall des italienischen Ex-Weltmeisters ist tief: Cipollini gewann fast 200 Profirennen, war Italiens „Super Mario“ und galt als einer der besten Sprinter seiner Generation. „Von Super Mario zu Maria“, schrieb die „Gazzetta dello Sport“ in Anspielung auf seinen Namen in der Kundenkartei von Fuentes. „Eine Wahrheit, die weh tut.“

Seine größten Erfolge feierte Cipollini um die Jahrtausendwende, als er als einer der größten Konkurrenten des deutschen Sprinters Erik Zabel 17 Etappen bei der Tour de France und 42 beim Giro d'Italia gewann. Cipollini hatte seine Karriere 2008 beendet.

2002 wurde der Italiener Straßenweltmeister und gewann den Radklassiker Mailand-San Remo. Die Zeitung enthüllt jetzt, wann Cipollini vor seinen Erfolgen welche Mittel bekommen haben soll. So habe er zum Beispiel drei Tage vor seinem Sieg beim Radklassiker Mailand-San Remo eine Bluttransfusion erhalten. Auch vermeintliche Überweisungen von Cipollini an den spanischen Mediziner wurden von der „Gazzetta dello Sport“ dokumentiert.

Der spanische Arzt Fuentes steht momentan im Prozess um den großen Dopingskandal der „Operación Puerto“ in Madrid vor Gericht. Der im Mai 2006 aufgedeckte Skandal brachte mehr als 50 Radprofis unter Dopingverdacht, darunter auch Stars wie Jan Ullrich und Hamilton. Ein Urteil gegen Fuentes wird erst im April erwartet.