Polizei gibt Namen von Fuentes-Kunden nicht preis
Madrid (dpa) - Haben die spanischen Behörden bei ihren Ermittlungen gegen Eufemiano Fuentes die Namen prominenter Sportler unter den Kunden des Dopingarztes geheim halten lassen? Einen solchen Verdacht äußerte beim Prozess um den Dopingskandal der „Operación Puerto“ der Anwalt eines Angeklagten.
Der Verteidiger des früheren Rennstallmanagers Manolo Saiz, Ignacio Arroya, stellte dem Polizeioffizier, der damals die Ermittlungen geleitet hatte, im Gericht die Frage, ob die Polizei die Namen der Sportler durchgegangen sei, die sich von Fuentes behandeln ließen. Der Beamte sagte bei seiner Vernehmung als Zeuge aus, er habe einen Bericht über seine Ermittlungen angefertigt und diesen den - der Regierung unterstellten - Sportbehörden vorgelegt.
Er räumte ein, mit dem damaligen Chef der obersten Sportbehörde CSD, dem Sozialisten Jaime Lissavetzky, gesprochen zu haben. Auf die Frage des Anwalts, ob er zusammen mit dem Politiker auch über die Namen von verdächtigten Sportlern geredet habe, antwortete der Polizist: „Wollen Sie mir etwas vorwerfen?“
Der damaligen spanischen Regierung war - vor allem im Ausland - wiederholt vorgehalten worden, Informationen über prominente Fuentes-Kunden unterdrückt zu haben. Der Mediziner selbst hatte in der vorigen Woche ausgesagt, dass unter seinen Kunden Aktive aus verschiedenen Sportarten gewesen seien und nicht nur Radprofis.
Die Leiter der Ermittlungen gab vor Gericht keine Hinweise darauf, von welchen Sportlern die sichergestellten Blutbeutel im Labor des Dopingarztes Eufemiano Fuentes stammten. „Diese Frage gehörte nicht zu den Aufgaben der Ermittler“, sagte der Offizier der Guardia Civil (Zivilgarde). Er ließ auch die Frage unbeantwortet, ob neben Radsportlern auch Boxer, Tennisspieler, Fußballer oder Leichtathleten die Dienste des Mediziners in Anspruch genommen hatten. „Wir haben ermittelt, ob die Verdächtigen gegen gesundheitliche Bestimmungen verstoßen haben“, betonte der Polizeioffizier.
Er bestätigte allerdings die Vorwürfe der Anklage, wonach Fuentes und die Mitangeklagten das Doping mit Eigenblut nicht unter medizinisch einwandfreien Bedingungen vorgenommen hätten. In einem durchsuchten Labor habe bei den Patienten-Dateien ein „völliges Durcheinander“ geherrscht. Blutbeutel seien in einem normalen Küchen-Kühlschrank aufbewahrt worden, der keine Temperaturanzeige gehabt habe. Die Blutbeutel seien auch nicht in Spezialbehältern transportiert worden. „Man benutzte dazu eine Kühltasche, wie sie die Leute für ihre kalten Getränke zum Strand mitnehmen“, schilderte der Beamte.
Neben Fuentes sind dessen Schwester Yolanda sowie die früheren Rennstallmanager Vicente Belsa, Manolo Saiz und Ignacio Labarta angeklagt. Für alle forderte die Staatsanwaltschaft je zwei Jahre Haft und ein zweijähriges Berufsverbot. Der Urteilsspruch wird nicht vor April erwartet.