Kein Glück mehr: Contador wieder gescheitert
Andorra (dpa) - Die Tour de France war sein Rennen. Siege 2007 und 2009. Dazu der wegen Dopings aberkannte erste Platz von 2010, als ihn das muskelaufbauende Asthmamittel Clenbuterol zu Fall brachte.
Doch die Zeiten ändern sich, auch für Alberto Contador. Seit Ablauf seiner Dopingsperre im August 2012 läuft beim Saisonhöhepunkt in Frankreich nicht mehr viel. Seit Sonntag ist auch die 103. Ausgabe Vergangenheit für den zierlichen Tinkoff-Kapitän, der im nächsten Jahr der Teamkollege von John Degenkolb werden könnte. Beide treffen sich vielleicht im US-Team Trek-Segafredo.
Eigentlich wollte der immer angriffslustige Kletterspezialist aus Pinto bei Madrid nach dieser Saison Schluss machen - wie sein extrovertierter Sponsor Oleg Tinkow aus Russland. Doch mitten in der Saison entschied sich Contador, der 2004 nach einem epileptischen Anfall während eines Rennens eine lebensbedrohende Schädel-Operation überstand, fürs Weitermachen. Ein Sieg im Zeitfahren gegen den augenblicklichen Tour-Chef Chris Froome bei der Generalprobe Critérium du Dauphiné schien ihm Recht zu geben.
Aber der Spanier, dessen Name auch eine Rolle in der Doping-Affäre Fuentes spielte, kam nie richtig in seine neunte Tour. Sturz auf der ersten Etappe nach Utah Beach, einen Tag später fiel er wieder auf die verletzte Schulter und den schmerzenden Unterarm, den bei seinem Ausstieg am Sonntag nach 84 Kilometern auf dem Weg nach Andorra wenigstens ein großes gelbes Pflaster zierte. Auch 2014 war Contador - nach einem Beinbruch - ausgestiegen, 2015 musste er beim zweiten Toursieg Froomes mit Rang fünf zufrieden sein.
„Heute Morgen hatte ich Fieber, und seit meinem Sturz am ersten Tag fühlte ich mich nicht gut. Es müssen jetzt Untersuchungen durchgeführt werden, damit wir genau sehen, was ich habe“, sagte der 33 Jahre alte Athlet, der schon an den Vortagen hoffnungslos zurückgefallen war und vor seinen Fans mit einem Rückstand von 3:12 Minuten auf Froome in die Königsetappe in den Pyrenäen gegangen war.
Contador gehört dem exklusiven Club der fünf Fahrer an, die alle drei großen Länder-Rundfahrten in Italien, Frankreich und Spanien gewannen. Seine Zeit scheint abgelaufen. Rio ist vielleicht die letzte Hoffnung des Spaniers, der bei Siegen so gerne wie ein Pistolero posierte.