Kittel mit „letztem Fünkchen Kraft“ zum dritten Sieg

Lille (dpa) - Verbissen trat Marcel Kittel mit letzter Kraft in die Pedale, dann hatte er sich doch an allen Rivalen wieder vorbeigeschoben.

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Als Einzelkämpfer hat der 26-jährige Blondschopf auch auf Frankreichs Straßen seine beeindruckende One-Man-Show fortgesetzt und auf der vierten Etappe der 101. Tour de France seinen dritten Sieg eingefahren. „Ich habe das letzte Fünkchen Kraft, das noch in mir war, herausgeholt. Zum Glück hat es noch gereicht. Wenn die Ziellinie 20 Meter früher gekommen wäre, hätte es wahrscheinlich anders ausgesehen“, sagte Kittel und freute sich über den knappsten seiner diesjährigen Erfolge.

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Eine Zentimeterentscheidung war es diesmal nach 163,5 Kilometern von Le Touquet-Paris-Plage nach Lille gegenüber Mailand-San-Remo-Gewinner Alexander Kristoff (Norwegen) und dem Franzosen Arnaud Demare. Kittel blieb nicht einmal Zeit zum jubeln. Dabei war er erstmals im Finale auf sich allein gestellt. Auf den letzten 800 Metern hatte er keine Unterstützung mehr. „Es lief heute nicht so ideal wie gestern. Die Anfahrt war viel komplizierter, aber Marcel ist momentan so stark. Er kann einen 300-Meter-Spurt gewinnen - und keiner kommt an ihm vorbei“, ergänzte Teamkollege John Degenkolb.

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Für Vorjahressieger Christopher Froome wurde dagegen die erste Etappe auf dem europäischem Festland zu einer schmerzvollen Angelegenheit, der Brite erlitt bei einem Sturz Blessuren am Oberschenkel und Handgelenk. Nach der Etappe sollte der Topfavorit laut Sky-Teamchef Dave Brailsford seine Handverletzung in der mobilen Röntgenstation der Tour eingehend untersuchen lassen. Ansonsten leide er nur unter Abschürfungen. Bereits bei seinem Sturz beim Critérium du Dauphiné Anfang Juni war er auf die linke Seite gefallen.

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Immerhin büßte Froome keine Zeit gegenüber seinen direkten Rivalen ein. Der Brite liegt weiter zwei Sekunden hinter dem italienischen Gesamtführenden Vincenzo Nibali. Doch der Sturz dürfte alles andere als eine optimale Vorbereitung auf die schwere und gefährliche Kopfsteinpflasteretappe am Mittwoch in der „Hölle des Nordens“ sein, auf der erstmals die Stunde von Klassikerspezialist Degenkolb schlagen könnte. „Die Etappe morgen ist ein Ziel von uns. Wir haben mit John einen Mitfavoriten - im April wurde er schließlich bei Paris-Roubaix Zweiter“, betonte Kittel. Degenkolb fürchtet nur eins: „Wenn es regnen sollte, wird es eine Etappe geben, die man nie vergessen wird.“

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Kittel zog unterdessen mit seinem insgesamt siebten Etappensieg bei der Frankreich-Rundfahrt mit dem früheren Toursieger Jan Ullrich gleich. Mehr deutsche Tagessiege haben nur noch Erik Zabel (12) und Rudi Altig (8) auf ihrem Konto, doch auch diese Marken dürften für Kittel angesichts seiner derzeitigen Dominanz nicht unerreichbar bleiben. „Marcel hat einige Beweise geliefert, dass er die neue Nummer eins ist. Ich bin ein Fan von ihm geworden“, schwärmte Zabel.

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Für Andy Schleck, den Toursieger von 2010 am grünen Tisch, ist die Rundfahrt bereits beendet, der Luxemburger stieg vor der vierten Etappe aus. Schleck hatte bei einem Sturz auf der dritten Etappe von Cambridge nach London Verletzungen am Meniskus und den Bändern im rechten Knie erlitten. Er reiste zu einer genaueren Untersuchung nach Basel.

Im Mittelpunkt stand am Dienstag trotzdem mal wieder Kittel. Diesmal war es aber knapper als in Harrogate und London. Der Sprintzug von Giant-Shimano funktionierte diesmal nicht wie gewohnt, aber auch als Einzelkämpfer ist Kittel eine Klasse für sich. Der deutsche Meister André Greipel landete auf Platz sechs. „Drei Fahrer hatten mich in der letzten Kurve eingebaut“, klagte Greipel.

So gut es sportlich für Kittel auch läuft, die Zukunft seines Teams bleibt unklar. Bis kurz nach dem Ende der Tour will er Klarheit haben. „Das Team ist jetzt am Zug. Wir warten noch bis Ende Juli. Wenn bis dahin keine Unterschrift erfolgt, müssen wir aktiv werden“, sagte Kittels Manager Jörg Werner der Nachrichtenagentur dpa.