Martin holt trotz Umweg dritten Zeitfahrtitel in Serie

Baunatal (dpa) - Tony Martin hat sich unter erschwerten Bedingungen zum dritten Mal in Serie den Titel bei den deutschen Zeitfahr-Meisterschaften geholt.

Foto: dpa

Der 29 Jahre alte Wahl-Schweizer verwies in Baunatal nach 44,4 Kilometern Nikias Arndt (Buchholz/+ 57 Sekunden) und den 43-jährigen Lars Teutenberg (Mettmann/+ 1:14 Minuten) auf die folgenden Plätze. Die Umstände der Siegesfahrt waren alles andere als ideal. Der dreifache Zeitfahrweltmeister musste als letzter Starter wegen einsetzender Dunkelheit auf regennasser Fahrbahn nicht nur mit schwierigen Sichtverhältnissen zurechtkommen. Er fuhr unfreiwillig sogar einen Umweg, aber in 56:22 Minuten trotzdem Bestzeit.

Nach der ersten Runde wurde Martin fehlgeleitet und legte mehrere hundert Meter in der falschen Richtung zurück. Das langgezogene „Nein“ der wenigen Zuschauer hatte er als Warnung beim Falschabbiegen überhört. Das Malheur kostete ihn eine knappe Minute, so dass er nach der ersten Zwischenzeit nur auf Rang vier lag. Aber das alles warf den gebürtigen Lausitzer nicht aus der Bahn: Nach der zweiten Zwischenzeit hatte er nach 29,6 Kilometern die Bestzeit. Bis ins Ziel baute er seinen Vorsprung aus und ließ der Konkurrenz trotz der Fahrt mit Hindernissen keine Chance.

„Die Sicht war schlecht, ich hatte kein Führungsfahrzeug und den Radiofunk verloren. Deshalb habe ich mich verfahren. Außerdem musste ich in der ersten Runde noch mein Rad tauschen - trotzdem hat es zum Glück noch geklappt“, sagte Martin nach dem chaotischen Meisterschaftsrennen. „Wenn schon die Konkurrenz nicht da ist, muss ich mich extra motivieren. Ich habe es mir selbst schwergemacht.“

Die nationalen Titelkämpfe in Hessen waren für Martin der letzte Härtetest für die 101. Tour de France, die am 5. Juli in Leeds/England beginnt. Beim Saisonhöhepunkt muss Martin allerdings Geduld haben: In seiner Spezial-Disziplin kann der Omega-Profi erst am vorletzten Tourtag beim einzigen Einzelzeitfahren nach Périgueux auftrumpfen.

Bei den Frauen hatte zuvor Lisa Brennauer aus Kempten ihren Titel auf trockener Fahrbahn verteidigt. Die 26-Jährige verwies Ex-Meisterin Trixi Worrack (Cottbus) mit 17 Sekunden Rückstand auf Rang zwei. Brennauer, die sich in der Vorwoche auch die deutsche Bergmeisterschaft gesichert hatte, fuhr über 29,6 Kilometer in 40:31 Minuten die Bestzeit.

Brennauer und Worrack können sich Hoffnungen auf eine Berufung ins WM-Team des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) machen. Die Titelkämpfe finden vom 21. bis 28. September in Ponferrada/Spanien statt. „Einen Automatismus gibt es nicht, aber ihre Stärke und Erfahrung sprechen dafür, dass sie in Spanien dabei sind“, sagte BDR-Vize Udo Sprenger.