Bahnrad-EM Nach zweimal Gold: Silber für Youngster Teutenberg mit Kluge
Heusden-Zolder · Profi-Debüt auf der Straße und drei Medaillen bei der EM auf der Bahn: Tim Torn Teutenberg ist der Senkrechtstarter im deutschen Radsport. Zusammen mit Roger Kluge sorgt er für ein starkes Finale.
Am Ende reichten die Kräfte nicht mehr aus. Völlig abgekämpft umarmte Tim Torn Teutenberg seinen erfahrenen Kollegen Roger Kluge, nachdem sich das Weltmeister-Duo immerhin noch Silber gesichert hatte. Auch wenn zum Abschluss der Bahnrad-Europameisterschaften in Heusden-Zolder der nächste Gold-Coup im Madison ausgeblieben war, avancierte Teutenberg im deutschen Lager mit zwei Titeln und einem zweiten Platz zum Star der Titelkämpfe.
Neben Teutenberg wusste auch Sprinter Maximilian Dörnbach überzeugen. Der Cottbuser gewann am Schlusstag im Keirin wie zuvor im 1000-Meter-Zeitfahren Silber, nur das holländische Kraftpaket Harrie Lavreysen war zu stark.
Das erfolgsverwöhnte Sprint-Team der Frauen konnte dagegen nicht an die Siegesserie der letzten Jahre anknüpfen. Lea Sophie Friedrich blieb wie im Sprint auch im Keirin ohne Medaille und musste sich bei der EM mit Bronze zum Auftakt im Teamsprint begnügen. Emma Hinze war erst gar nicht nach Belgien gereist und will erst im zweiten Halbjahr wieder ins Geschehen eingreifen.
Erst WM-Titel, nun EM-Gold
Dafür polierte Teutenberg die deutsche Bilanz gehörig auf. „Die Form ist wirklich gut“, meinte der 22-Jährige, der zuvor im Ausscheidungsfahren und im Mehrkampf Omnium triumphiert hatte. Teutenberg und Kluge lagen zwischenzeitlich auf Titelkurs, fuhren aber am Ende mit 105 Punkten hinter den Niederländern (119) auf Platz zwei. Dritter wurde Portugal (96). Damit verpasste es Teutenberg nur knapp, wie die Sprinterinnen Emma Hinze (2022) und Lea Sophie Friedrich (2023) drei EM-Titel in einem Jahr zu holen.
Auf der Straße startet „TTT“, der aus einer Radsport-Dynastie stammt, inzwischen auch durch. Seit diesem Jahr steht er als Straßen-Profi beim WorldTour-Team Lidl-Trek unter Vertrag und verbuchte im Januar ein beachtliches Debüt bei der Tour Down Under. Damit tritt er in die Fußstapfen von Onkel Sven, der es als Profi zur Tour de France, zum Giro d'Italia und zur Vuelta schaffte. Tante Ina-Yoko holte 2011 WM-Bronze. Trainiert werden Tim Torn Teutenberg und Schwester Lea Lin, die auch zur EM-Mannschaft in Belgien gehörte, von Vater Lars, einem ehemaligen deutschen Meister auf der Bahn.
Männer-Vierer fehlte nach Mallorca-Unfall
Nicht am Start in Belgien war der deutsche Männer-Vierer um Teutenberg, der bei der WM erstmals seit 22 Jahren mit Bronze wieder eine Medaille gewonnen hatte. Ende Januar war ein 89-Jähriger mit seinem Auto in die deutsche Trainingsgruppe gefahren. Nach dem Unfall mussten sechs Fahrer ins Krankenhaus eingeliefert werden, in Lebensgefahr schwebte niemand. Für die EM meldete sich aber lediglich der Leipziger Bruno Keßler zurück und erreichte die Plätze fünf im Scratch und acht in der Einerverfolgung.
„Der Unfall war ein Rückschlag. Die EM wäre eine wichtige Standortbestimmung gewesen. Der Rückenwind (der WM-Medaille) ist aber noch da und durch den Unfall nicht verloren“, sagte der neue Bundestrainer Lucas Schädlich. Die Mannschaft befinde sich nach den Olympischen Spielen in einer Übergangsphase und müsse sich neu finden. „Langfristig wollen wir uns in Richtung Weltspitze entwickeln. Eine Zeit von 3:45 Minuten muss das Ziel sein. Jeder Einzelne ist nach wie vor hoch motiviert“, sagte Schädlich.
Das deutsche Team beendete die EM mit neun Medaillen (2/4/3). Silber steuerten außerdem die Frauen in der 4000-Meter-Mannschaftsverfolgung bei. Bronze gab es auch für Clara Schneider aus Cottbus im neuen 1000-Meter-Zeitfahren der Frauen und Mieke Kröger aus Hürth in der 4000-Meter-Einerverfolgung.
© dpa-infocom, dpa:250216-930-377145/2