Neuling in der Rad-Hölle: NetApp bei Paris-Roubaix

Paris (dpa) - Feuertaufe in der „Hölle des Nordens“: Das deutsche Team NetApp feiert seinen Einstand in der Eliteserie des Radsports und hat sich dafür den wohl härtesten Frühjahrsklassiker ausgesucht.

Bei Paris-Roubaix warten auf die junge Truppe des ProContinental-Rennstalls am Sonntag 258 Kilometer Schinderei durch Nordfrankreich, 51,5 Kilometer auf Kopfsteinpflaster. Eine Qual für Mensch und Maschine, weiß Jens Heppner, Sportlicher Leiter bei NetApp. „Wenn man das nicht kennt, kriegt man erstmal einen Schreck.“

Der frühere Telekom-Fahrer kennt die berüchtigten Pavés zwischen Compiégne im Norden von Paris und dem Zielort Roubaix - im Gegensatz zum Großteil seiner Schützlinge, die die „Königin der Klassiker“ zum ersten Mal in Angriff nehmen. „Man hat schon Angst davor“, meint Heppner in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Mit seiner Erfahrung könne er das Team auf die wilde Hatz vorbereiten, aber „egal was ich denen erzähle, die Angst kann ich ihnen nicht nehmen“.

Während die Augen der Radsport-Welt auf den Vorjahressieger und Top-Favoriten Fabian Cancellara und dessen Reaktion nach der Pleite bei der Flandern-Rundfahrt gerichtet sind, will NetApp Erfahrung sammeln. „Die Jungen können viel dazu lernen“, sagt Heppner. Nur zwei Profis der aktuell am höchsten klassifizierten deutschen Equipe sind Paris-Roubaix überhaupt schon einmal gefahren. Die anderen kennen ähnliche Rennen, „aber das hier ist nicht zur vergleichen, die Pflasterstücke sind um einiges schlimmer“, betont Heppner.

Daher schob das Team im Vorfeld noch eine Besichtigungsrunde ein. Vor allem der tückische Rennabschnitt im Wald von Arenberg, wo sich die Fahrer durch eine zweieinhalb Kilometer lange Schneise quälen müssen und schon so manche Vorentscheidung gefallen war, wurde von NetApp unter die Lupe genommen. Die Trouée d'Arenberg gehört zu 27 Pflasterstein-Passagen und ist eine der vier schwierigsten.

Neben der mangelnden Erfahrung macht dem Zweitligisten auch noch Verletzungspech zu schaffen. In der noch jungen Saison waren NetApp- Fahrer bereits mehrfach in Stürze verwickelt. „Eigentlich ist es zu früh für so ein Rennen“, räumt Heppner ein.

Teammanager Ralph Denk verkündet: „Wir werden versuchen, uns so teuer wie möglich zu verkaufen und uns möglichst in Gruppen zeigen.“ Eric Baumann ist neben Steven Cozza der einzige Fahrer, der sich schon einmal in die „Hölle des Nordens“ wagte. „Für mich persönlich ist es das geilste Rennen überhaupt, auf das ich richtig hinfiebere.“

Allein die Einladung nach Nordfrankreich war für den von einem kalifornischen Computer-Unternehmen gesponserten Rennstall ein riesiger Erfolg. „Wir haben intern nicht damit gerechnet“, gibt Heppner zu. Bei der Präsentation im Januar waren die Cyclassics in Hamburg - das einzige WorldTour-Rennen in Deutschland - noch als Jahres-Höhepunkt verkündet worden. Dann aber kam Paris-Roubaix und als Sahnehäubchen noch eine Wild Card für die Tour de Suisse. Drei Elite-Rennen im ersten Zweitliga-Jahr: Davon hätte man bei NetApp, das schon 2012 erstklassig sein will, nicht zu träumen gewagt.