Nun auch Jalabert - Doping-Schlagzeilen vor der Tour

Paris (dpa) - Der Nächste bitte! Nach der halbgaren Beichte von Jan Ullrich hat die Dopingaffäre um den französischen Ex-Weltmeister Laurent Jalabert kurz vor dem Start der 100. Tour de France für neue Aufregung gesorgt.

Das Endlos-Thema Doping hat die am Samstag beginnenden Jubiläumsausgabe des französischen Nationalheiligtums schon jetzt wieder fest im Griff. Für den frustrierten deutschen Weltmeister Tony Martin gibt es angesichts der Dopingproblematik nur noch eine Lösung: Lebenslange Sperren bis hin zu Gefängnisstrafen.

Die Negativ-Schlagzeilen der geplagten Sportart reißen jedenfalls nicht ab. „Jalabert von seinem eigenen Schatten eingeholt“, schrieb die Sporttageszeitung „L'Équipe“ am Dienstag und berichtete in ihrer Ausgabe umfangreich von einer positiven Dopingprobe des Ex-Profis aus dem Jahr 1998. 2004 sei in Nachtests bei einer Kontrolle des ehemaligen Weltranglisten-Ersten vom 22. Juli 1998 nach der Bergetappe zum Plateau de Beille das Blutdopingmittel EPO nachgewiesen worden. Das gehe aus der Untersuchung der Anti-Doping-Kommission des französischen Senats hervor.

Jalabert reagierte überrascht - weniger von den Schlagzeilen, als vielmehr vom Zeitpunkt. „Ich kann nicht sagen, dass es falsch ist. Ich kann auch nicht sagen, es ist wahr“, erklärte er dem französischen TV-Sender France 2. Der Ex-Radprofi soll bereits bei seiner Anhörung vor der Anti-Doping-Kommission unter Eid ausgesagt haben, dass er nicht sicher sagen könne, dass er in seiner Karriere „nichts Illegales“ gemacht habe. Dabei ließ er durchblicken, dass er von den Ärzten womöglich unbewusst gedopt worden sei. Er habe aber nie Ärzte auf eigenem Bestreben zu Dopingzwecken aufgesucht.

Jalabert fuhr 1998 beim spanischen Rennstall ONCE. Teamchef war damals Manolo Saiz, einer der Drahtzieher im Skandal um Dopingarzt Eufemiano Fuentes. Zu den Fahrerkollegen zählte der Belgier Johan Bruyneel, der ein Jahr später als Teamchef mit dem inzwischen tief gestürzten Radstar Lance Armstrong eine sieben Jahre währende Regentschaft im Radsport mit zweifelhaften Methoden aufbaute. Das komplette ONCE-Team war während der wenig ruhmreichen Tour 1998 ausgestiegen. Im Zuge des Skandals um den Festina-Betreuer Willy Voet hatten die Fahnder zahlreiche Razzien durchgeführt, viele Teams flüchteten, nur 14 von 21 Mannschaften erreichten noch Paris.

Die Anti-Doping-Kommission hatte seit dem 14. März dieses Jahres insgesamt 84 Personen befragt, darunter auch Jalabert. Der Bericht soll am 18. Juli veröffentlicht werden. „Ich weiß nicht, ob all das wahr ist. Ich habe keine Beweise. Ich weiß auch nicht, ob es andere Namen gibt, aber mein Name ist rausgekommen und mein Ruf ist angekratzt“, sagte Jalabert dem Radiosender RTL, für den er wie auch für France Télévisions bei der Tour als Experte tätig sein sollte.

Diese Tätigkeiten gab Jalabert am Dienstag auf eigenen Wunsch auf. Die Anti-Doping-Kommission wollte unterdessen die Enthüllungen zu „Jaja“, wie der in Frankreich äußerst beliebte 44-Jährige gerufen wird, weder bestätigen noch dementieren. Es würden einige Namen auf der Liste stehen, man fokussiere sich aber nicht auf einzelne Sportarten.

Für weitere Schlagzeilen sorgte der noch für zwölf Jahre gesperrte italienische Dopingsünder Riccardo Riccò, der die Unterschlagung von positiven Kontrollen bei der Tour 2008 anprangerte. „Vier Fahrer waren positiv auf EPO, aber 48 standen auf der Liste ...“, schrieb der Italiener auf seinem Twitter-Account mit Blick auf die verfeinerten Tests vor fünf Jahren. Riccò war wie die beiden Gerolsteiner-Profis Stefan Schumacher und Bernhard Kohl sowie sein damaliger Teamkollege Leonardo Piepoli bei den Kontrollen positiv auf den EPO-Nachfolger Cera getestet worden.

Ginge es nach Tony Martin, würde Riccò heute hinter Gittern sitzen. Doper sollten „wegen des abschreckenden Hintergrunds“ mit einer lebenslangen Sperre belegt werden, sagte Martin der „Bild“-Zeitung und ergänzte: „Unterstützend wäre es natürlich auch, wenn es nicht nur eine sportliche Strafe geben würde, sondern auch eine von einem ordentlichen Gericht. Vielleicht sogar mit Gefängnisstrafen. Das würde den Abschreckungsfaktor noch einmal erhöhen und vielleicht zum Umdenken der Doper führen.“