Rogers macht's wie Contador - Verband will hohe Strafe
Melbourne (dpa) - Alberto Contador lässt schön grüßen. Verunreinigte Nahrungsmittel sollen der Grund für die positive Dopingprobe des dreimaligen Zeitfahr-Weltmeisters und Ex-T-Mobile-Profis Michael Rogers auf das muskelbildende Mittel Clenbuterol sein.
Ähnlich hatte schon der zweimalige Toursieger Contador, passenderweise Teamkollege des Australiers im Saxo-Tinkoff-Rennstall, bei seiner abenteuerlichen Geschichte vom kontaminierten Steak aus Spanien argumentiert und vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS verloren.
Unterstützung von seinem Heimatverband Cycling Australia darf Rogers im Gegensatz zu Contador nicht erwarten. „Wir respektieren sein Recht, sich zu verteidigen. Ist er aber schuldig, werden wir die maximalen Sanktionen anwenden. Viel zu lange ist dieser großartige Sport schon von Betrügern enttäuscht worden“, sagte Adrian Anderson als Interims-Chef von Cycling Australia am Donnerstag.
Der Zeitfahrspezialist Rogers ist in seiner langen Karriere zwar noch nie positiv getestet worden, astrein ist sein Ruf aber keineswegs. Im Zuge der Freiburger Untersuchung über systematisches Doping im früheren Telekom/T-Mobile-Team wurde auch der Australier genannt. Speziell ging es um die Tour-Mannschaft 2006, die zu Eigenbluttransfusionen vom Tour-Startort Straßburg nach Freiburg in die Uniklinik gependelt sein soll. Damals war vom sogenannten Rhein-Konvoi die Rede. Zu einer sportrechtlichen Verurteilung kam es aber nicht. Unmittelbar vor der Tour 2006 war Jan Ullrich wegen seiner Verwicklung in den Dopingskandal um den Arzt Eufemiano Fuentes aus der Mannschaft genommen worden.
Rogers hatte Doping stets bestritten, auch nachdem bekanntgeworden war, dass er 2005 und 2006 mit dem italienischen Dopingarzt Michele Ferrari zusammengearbeitet hatte. Die Zusammenarbeit habe natürlich nur der guten Trainingspläne wegen stattgefunden, ließ Rogers wissen. So verließ er Ende 2012 überraschend das Team Sky, obwohl er beim Toursieg des Briten Bradley Wiggins eine Schlüsselrolle eingenommen hatte. Der Wechsel habe nichts mit der Null-Toleranz-Politik der Briten zu tun, bekräftige Rogers. Aus rein „finanziellen Gründen“ sei er zum Rennstall des höchst umstrittenen Teamchefs Bjarne Riis gewechselt. Im Sommer war Rogers als Edelhelfer von Contador bei der Tour am Start.
Im Gegensatz zu Contador stehen die Chancen für Rogers aber besser, mittels der Theorie von verunreinigten Nahrungsmitteln eine Sperre abzuwenden. So war der deutsche Tischtennis-Star Dimitrij Ovtcharov 2010 nach einer Teilnahme an den China Open ebenfalls positiv getestet worden. Durch eine Haaranalyse, Gutachten von Experten und weiteren Indizien entging Ovtcharov einer Sperre. Kontaminierte Nahrungsmittel sind in China keine Seltenheit.
Rogers hatte eine Woche vor seinem positiven Dopingtest beim Japan Cup am 20. Oktober noch die Peking-Rundfahrt bestritten. Für einen weiteren Positivtest sorgte der zweitklassige belgische Fahrer Jonathan Breyne, dem bei der Tour of Taihu Lake am 5. November ebenfalls Clenbuterol in der A-Probe nachgewiesen worden war.