Sagan triumphiert zum zweiten Mal bei der Tour

Boulogne-sur-Mer (dpa) - Peter Sagan tanzt den Favoriten weiter auf der Nase herum und Tony Martin hat die nächste Etappe seines Leidenswegs bei der Tour gemeistert.

Der verletzte Zeitfahr-Weltmeister passierte die Ziellinie der 3. Etappe, die wieder von Massenstürzen im Finale überschattet war, lange (10:37 Minuten Rückstand) nach dem Tagessieger aus der Slowakei.

„Ich gewöhne mich langsam an die Schiene“, sagte der an der Hand verletzte Wahlschweizer. „Aber die Schmerzen sind definitiv noch da, und den ganzen Tag an letzter Position zu fahren, ist alles andere als spaßig.“

Sagan, Träger des Grünen Trikots, setzte sich nach 197 Kilometern auf der 700 Meter langen und stark ansteigenden Zielgeraden in Boulogne-sur-Mer unwiderstehlich gegen den Norweger Edvald Boasson-Hagen durch. Er feierte den zweiten Tour-Etappensieg - den bereits 15. Saisonerfolg - mit einem angedeuteten Tänzchen im Sattel.

„Nein, das war kein leichter Sieg. Das war eine schwierige Etappe mit vielen Stürzen - ich bin überglücklich“, sagte Sagan. Einen Sturz 400 Meter vor der Ziellinie überstand Tour-Favorit Bradley Wiggins nach ersten Diagnosen relativ unbeschadet.

Prolog-Sieger Fabian Cancellara (Schweiz), Vierter der Tageswertung, verteidigte sein Gelbes Trikot ohne Probleme. Der Zeitfahr-Olympiasieger nahm das 25. Maillot Jaune seiner Karriere in Empfang. Sagan, ein auch von Eddy Merckx gelobtes Riesentalent, hatte bereits die 1. Etappe gewonnen und dabei den Spitzenreiter Cancellara düpiert. „Er hatte noch die Beine zum Beschleunigen - ich weiß nicht, wie er das macht“, staunte Cancellara über Sagan.

Wie am Vortag fuhr Martin scheinbar gemütlich hinten im Feld. Er biss auf die Zähne. Seine gebrochene linke Hand, wieder mit einer Kunststoffmanschette geschützt und fixiert, schmerzte vom ersten bis zum letzten Tritt der fünfstündigen Schinderei. „Wir haben vor der Etappe am Lenker noch etwas verändert“, erklärte der Omega-Fahrer. „Aber gerade das Bergabfahren war heute wieder schwierig.“

Dem Tour-Debütanten Marcel Kittel erging es nur unwesentlich besser - der Argos-Sprinter fuhr auch am Dienstag hinterher, hatte wieder große Schwierigkeiten und wurde Vorletzter (16:29 Minuten Rückstand).

Der 24-jährige Arnstädter leidet an einem Magen-Darm-Virus und konnte schon am Vortag nicht in die Spurt-Entscheidung eingreifen. Er rollte wieder nach Martin über die Ziellinie. „Sein Rennen hat gut begonnen, bis zur letzten Stunde lief alles okay. Dann aber war sein Tank leer“, sagte Kittels ständiger Begleiter, Teamkollege Roy Curvers. „Marcel hatte so eine gute Form - das alles ist jetzt sehr bitter und tragisch.“

Auf jeden Fall hat sich André Greipel, am Montag knapp von Weltmeister Mark Cavendish bezwungen, die in Rouen endende 4. Etappe wieder rot im Kalender angestrichen. Er war sogar am Dienstag in Boulogne-sur-Mer auf der heftig ansteigenden Zielgeraden in der Spitzengruppe vertreten.

Schon nach vier Kilometern waren fünf Fahrer ausgerissen, die auf dem Klassikerkurs im nördlichsten Zipfel Frankreichs ihre Chance suchten. Aber auf den letzten 25 Kilometern standen sie bei dem ständigen Auf und Ab auf verlorenem Posten gegen ihre Verfolger. Auch die reinen Sprinter - mit Ausnahme Geipels - hatten mit der Entscheidung nichts zu tun. Vier Anstiege auf den letzten 16 Kilometern waren zuviel für sie.