Sohn möchte dem Vater folgen: Björn Thurau will zur Tour

Palma (dpa) - 1,94 Meter groß, 73 Kilogramm schwer, Fett so gut wie Fehlanzeige. Sein Name: Björn Thurau, Sohn von Dietrich „Didi“ Thurau, der 1977 und damit zwei Jahrzehnte vor Jan Ullrich für eine Tour-Euphorie in Deutschland gesorgt hatte.

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Nun will der Filius in die Fußstapfen seines Vaters treten: Im Juli peilt der 26-Jährige seinen ersten Start bei berühmten Radrundfahrt durch Frankreich an. Seit Anfang des Jahres fährt Thurau junior für den deutschen Zweitdivisionär Bora-Argon18. Zuvor stand der Schlaks drei Jahre bei der französischen Equipe Europcar unter Vertrag - bis Ende vergangener Saison ein WorldTour-Rennstall. Den Wechsel zum Zweitligisten wählte Björn Thurau trotz Angebote einiger Erstliga-Teams bewusst.

„Es war endlich mal an der Zeit, meine eigene Karte zu spielen“, sagte Thurau am Rande des Team-Trainingslagers auf Mallorca, das am Mittwoch zu Ende ging. „Die Form ist gut, ich bin gut über den Winter gekommen“, berichtete Thurau. Direkt im Anschluss an das Trainingslager steigen er und seine neuen Teamkollegen bei der viertägigen Mallorca-Challenge auf der Baleareninsel in die Saison ein.

Bei seinem Ex-Team hatte der Allrounder vor allem Helferdienste zu verrichten. Seinem französischen Kapitän Pierre Rolland verhalf er im Vorjahr zu einem respektablen vierten Gesamtrang beim Giro d’Italia und machte als Ausreißer mehrmals Werbung in eigener Sache. Einige Wochen nach der Italien-Rundfahrt gewann Thurau bei der Tour de Suisse trotz seiner Statur überraschend das Bergtrikot.

Im Trikot von Bora-Argon18 darf Thurau nun öfters auf die Kapitänsrolle hoffen. „Er kann sich bei uns sicher mehr entfalten als bei Europcar. Er muss nur lernen, seine rohe Kraft besser zu dosieren“, erklärte sein Teamchef Ralph Denk. Thuraus erster Profisieg, so Denk, sei dann nur noch eine Frage der Zeit.

Doch Thurau hat noch ein anderes großes Ziel - den Tourstart. „Das wäre ein absolutes Highlight“, erklärte er. Die Chancen, am 4. Juli in Utrecht/Niederlande an den Start der 102. Frankreich-Rundfahrt zu gehen, stehen nicht schlecht. Wie im Vorjahr erhielt das Team eine der fünf begehrten Wildcards. „Björn ist definitiv ein Kandidat für den Tour-Kader“, verriet Denk.

Der Name Thurau hat in Frankreich immer noch einen guten Klang. Vater „Didi“, wegen seiner eleganten Fahrweise von den Franzosen der „blonde Engel“ genannt, gewann sechs Tour-Etappen, fuhr 15 Tage im Gelben Trikot und beendete das Rennen 1977 auf dem fünften Gesamtrang. Ständiger Begleiter seines Sohnes ist der berühmte Vater aber nicht. „Bei meinem Trainer Dennis Sandig bin ich in guten Händen. Aber ab und an gibt mir mein Vater natürlich auch noch einen Tipp“, erzählte das Scheidungskind.

„Leider hört er nicht immer auf mich“, sagte Thurau senior anlässlich seines 60. Geburtstages im vergangenen Herbst. Als Trainer und Berater kümmert sich der Ex-Profi mit der sehr bewegten Vergangenheit mehr um seinen jüngeren Sohn Urs (19), der versucht, als Tennis-Profi groß herauszukommen.