Sturz stoppt besten deutschen Bike-Artisten

München (dpa) - Sieben Meter hoch in der Luft steht Freerider Peter Henke mit seinem Mountainbike, als er merkt, dass er zu kurz gesprungen ist. Seine Geschwindigkeit reicht nicht aus, um mit dem Rad die nächste Hürde zu erreichen.

„Ich wäre nie in Landung gekommen und musste in der Luft vom Fahrrad abspringen“, sagt der 20-Jährige. Er kracht aus großer Höhe zu Boden und reißt sich das Kreuzband im Knie an. „Wäre ich nicht abgesprungen, wäre ich mit dem Hinterrad auf eine Kante gekommen und komplett kaputt gewesen.“

Der Unfall vor eineinhalb Monaten im kanadischen Whistler kostete den besten Deutschen die Teilnahme am finalen Lauf der Freeride Mountain Bike Tour (FMB) an diesem Sonntag im US-Bundesstaat Utah. „Das ärgert mich echt“, gesteht der Rheinland-Pfälzer aus Ingelheim bei Mainz. Peter „Pete“ Henke steht momentan noch auf Platz sieben im Ranking der World Tour. „Damit bin ich voll zufrieden. Mein Ziel war in die Top Ten zu fahren. Die Saison war echt gut“, resümiert er.

33 Rennen umfasst die bedeutendste Serie im Freeridesport der Mountainbiker, Henke hat rund 20 mitgemacht - und an Klasse gewonnen. 2010 war er noch 44. im Gesamtklassement, ein Jahr später dann 32., im vergangenen Jahr landete er schon auf 25. „Ich habe definitiv viel Erfahrung gesammelt dieses Jahr und bin konstanter geworden“, sagt er.

Im Januar startet die neue Saison, und um dann wieder vorn mitzumischen, müssen vor allem neue Tricks her. Darum geht es beim Freeriden. Henke fährt in der Kategorie Slopestyle - dort gewinnt, we die besten und schwersten Tricks auf einem Kurs mit vielen Hängen und Rampen am saubersten fährt. Zeit spielt keine Rolle. „Dieses Jahr habe ich zum ersten Mal einen doppelten Rückwärtssalto gemacht“, sagt er und betont: „Ich hab' immer irgendwelche Ideen.“

Henke fährt, seitdem er neun Jahre alt ist. „Ich bin früher Skateboard gefahren, dann war auf dem Skatepark ein Typ, der mit dem Fahrrad gesprungen ist“, erklärt er. Also schulte auch Henke um. Seinen ersten Wettbewerb fuhr er mit 13 Jahren, später wurde er sogar Profi. „Durch Sponsoren- und Preisgelder kann ich seit drei Jahren von dem Sport leben.“ Und er kommt herum. „Jeder fährt gegen jeden. Aber letztendlich sind wir ein großer Freundeskreis mit 30 Leuten, die zusammen um die Welt reisen und die Rennen fahren.“

Schon in zwei Wochen will er wieder ins Training für die neue Saison einsteigen. „Mein Ziel fürs nächste Jahr ist es, so oft wie möglich aufs Podium zu kommen“, kündigt Henke an. Auf einem Grundstück in seiner Heimatstadt übt der Trendsportler täglich neue Tricks. Die Rückkehr aufs Mountainbike nach dem Unfall aus sieben Metern Höhe wird ihn nicht viel Überwindung kosten, glaubt er.

Hundertfach jagte er schon Berghänge hinunter - einen richtig verhängnisvollen Sturz hatte er noch nie. Und wenn doch mal etwas schiefging wie vor eineinhalb Monaten, blieb er ruhig. „Meistens ist ja klar, woran es gelegen hat. Solange man weiß, was man falsch gemacht hat, hat man keine Angst.“

Manch anderen hat der waghalsige Sport schon in den Rollstuhl gebracht - Henke macht sich da keine Sorgen. Selbst seine Eltern hätten sich inzwischen an seinen Sport „gewöhnt“, scherzt der 20-Jährige. Er will immer weiter hinaus. Die größten Sprungdistanzen im Slopestylebereich liegen derzeit bei sieben Metern Höhe und 15 Metern Weite. „Aber es wird immer mehr, auf jeden Fall“, sagt Henke.