Tour und Olympia ohne Meister Wegmann - BDR pokert

Grimma (dpa) - In Grimma ohne Chance, in London Hoffnungsträger: Der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) setzt bei den Olympischen Spielen auf die Sprinter und verzichtet auf seinen deutschen Straßen-Meister Fabian Wegmann.

Das Trikot mit den schwarz-rot-goldenen Streifen wird man bei den zwei wichtigsten Rennen in diesem Sommer damit vergeblich suchen - neben Olympia muss Wegmann auch auf die Tour de France verzichten, zu der er von seinem Team nicht nominiert worden war.

Der BDR entschied sich für ein Olympia-Quintett aus Sprintern und Zeitfahrern. Neben Medaillenhoffnung André Greipel und dessen Spurt-Adjutanten Marcel Sieberg wurde Jungprofi John Degenkolb dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) vorgeschlagen. Den Kader komplettieren Zeitfahrweltmeister Tony Martin und dessen Teamkollege Bert Grabsch, WM-Titelträger von 2008. Marcus Burghardt soll nur als Ersatzfahrer in die britische Millionen-Metropole reisen.

Dass die nationalen Meisterschaften letztlich kaum noch in die Entscheidungsfindung des BDR eingeflossen sind, liegt auf der Hand. Nach dem Rennen am Sonntag meinte Verbandsvizepräsident Udo Sprenger: „Dass die Zeitfahrer nicht mit vorn fahren, war klar. Dass die Sprinter nicht nach vorn kommen, war auch klar.“ Aussagekraft für London habe das nicht. „Die Olympia-Strecke ist etwas ganz anderes.“

Im ständigen Auf und Ab des welligen Rundkurses im sächsischen Muldental hatten die Olympia-Starter keine Erfolgsaussichten. Nur drei nahmen am Sonntag den selektiven Parcours über 201,4 Kilometer überhaupt in Angriff. Sieberg und Greipel fuhren mehr als viereinhalb Minuten nach Wegmann über den Zielstrich, Grabsch wurde mit einer großen Gruppe wegen Überrundungsgefahr aus dem Rennen genommen.

Degenkolb und Martin hatten auf die Entscheidung ganz verzichtet. „Man hat gesehen, wie selektiv die Strecke war. Es gab ja kein Feld mehr“, sagte Wegmann. Nur 22 von 137 gestarteten Fahrern kamen nach der vollen Distanz ins Ziel.

Allerdings war dies zunächst anders gedacht. Die eigentlich geplante Streckenführung sollte weniger hart sein. Doch aus organisatorischen Gründen musste zum Verdruss der Verbandsführung umgeplant werden. „Ursprünglich sollte es eine leichtere Strecke werden, typischer an den Olympia-Kurs angelehnt“, erklärte Sprenger.

Nun pokert der BDR. Nach ersten Besichtigungen der Olympia-Strecke rechnet der Vizepräsident mit einem auf den britischen Sprint-Star Mark Cavendish zugeschnittenen Rennen. „Und dann sind unsere Sprinter wie Greipel und Degenkolb mit dabei“, prognostizierte Sprenger.

Dass Wegmann an der Themse nicht mitfährt, stand unabhängig von der DM bereits fest, als die in Grimma verteilte Hochglanzbroschüre des Verbandes mit seinem Olympia-Kader gedruckt wurde. Dass der 32 Jahre alte Münsteraner jedoch auch bei der am Samstag beginnenden Tour de France fehlen würde, erfuhr er vergleichsweise kurzfristig.

Erst am vergangenen Donnerstag hatte sein Team Garmin-Barracuda das Aufgebot um Giro d'Italia-Sieger Ryder Hesjedal benannt und darin auf den dreimaligen deutschen Meister verzichtet. Auch im Vorjahr war Robert Wagner als DM-Sieger in Frankreich nicht am Start.

Vor allem aufgrund seines jüngsten Rundfahrt-Auftritts hatte sich Wegmann Chancen auf seine achte Tour-Teilnahme ausgerechnet. „Ich habe bei der Tour de Suisse gemerkt, dass ich gut drauf bin“, sagte er. Diese Form wird er im Trikot des deutschen Meisters nun auf den sieben Etappen der Polen-Rundfahrt vom 10. bis 16. Juli präsentieren.