Ullrich zu Schweigen: Im Nachhinein anders gehandelt
Berlin (dpa) - Jan Ullrich würde heute nicht mehr so lange zu den Doping-Vorwürfen schweigen, vermeidet aber auch nach dem Schuldspruch wegen Blutdopings weiterhin ein klares Geständnis.
„Für mich ist das Thema mit dem Gerichtsurteil erledigt. Ich habe lange gelitten. Ich habe lange bereut. Ich bin der Meinung, dass ich meine Strafe abgesessen habe“, sagte der 38-Jährige in einem Interview der „Bild am Sonntag“. Der Internationale Sportgerichtshof CAS hatte im Februar geurteilt, dass sich Ullrich während seiner Zeit als Radprofi dopte.
Auch angesichts jahrelanger Verfahren nach seiner Suspendierung von der Tour de France 2006 habe er seine Familie schützen wollen. Zudem sei ihm geraten worden, sich nicht zu äußern. „Im Nachhinein hätte ich anders gehandelt“, bekannte Ullrich. Auf die Frage, ob er dann alles offengelegt hätte, antwortete er: „Ja, ziemlich sicher. Ich hätte es viel früher machen sollen, das kann ich mit der Erfahrung von heute sagen.“
Eine Rückkehr in den Radsport kann sich der „sportliche Geschäftsmann“ (Ullrich) nicht vorstellen, auch nicht als Teamchef. Von den Ermittlungen der US-Doping-Agentur gegen seinen jahrelangen Konkurrenten Lance Armstrong zeigte sich Ullrich überrascht: „Ich habe immer gedacht, dass Lance ein wenig bevorzugt behandelt wird. Jetzt sieht man, dass es nicht so ist. Auch bei ihm wird im Sinne der Gerechtigkeit hart durchgegriffen.“
Ihn störe allerdings, dass es sowohl bei ihm als auch bei Armstrong so lange mit einem Urteil dauere. Er hoffe, „dass man den neuen Bluttests vertraut und dem Sport eine faire Chance gibt“.