Trek-Interesse an Degenkolb - Zukunft von Alpecin ungewiss
Berlin (dpa) - Im Januar 2014 hatte Alpecin als neuer Radsport-Sponsor seinen ersten großen Auftritt am Brandenburger Tor in Berlin. Zusammen mit den Topstars und in der Branche hoch angesehenen PR-Magneten Marcel Kittel und John Degenkolb sollte eine neue Ära eingeleitet werden.
Gut 15 Monate später wackelt das mit markigen Worten angekündigte vierjährige Engagement des Bielefelder Sponsors wieder. Die deutschen Bezugspunkte im Team drohen, weiter verloren zu gehen. Nach dem alles andere als geräuschlosen Abgang von Kittel werden auch Degenkolb hartnäckig Absetzbewegungen nachgesagt.
„Es gibt - abgesehen vom Thema Doping - Bedingungen und Kriterien in unserem Sponsorenvertrag, die zu Modifizierungen führen könnten. Wir verfallen aber nicht in Aktionismus, wie wir bereits im Fall Kittel bewiesen haben“, erklärte Alpecin-Sprecher Marcel Klöpping der Deutschen Presse-Agentur. Damit nahm er Stellung zu Spekulationen über Abwanderungsgedanken des letzten einheimischen Aushängeschilds des WorldTour-Teams. Dabei soll Degenkolb eigentlich bei der Tour de France mit Etappensiegen eine bislang völlig enttäuschend verlaufene Saison noch retten.
Bestätigen sich die Gerüchte, könnte es eine Art Abschiedsvorstellung werden. Angeblich hat der nach dem schweren Unfall vom Januar im Wiederaufbau befindliche Klassikerspezialist aus Oberursel ein spektakuläres Angebot von Trek-Segafredo vorliegen. Das Team mit US-Lizenz soll als neuer Arbeitgeber für Degenkolb bereitstehen, wenn der viermalige Zeitfahr-Weltmeister Fabian Cancellara zum Saisonende in den Ruhestand ausscheidet.
„Die Vertragverhandlungen zwischen unserem Team und John laufen gut - das ist mein Wissensstand. Je früher der Vertrag unter Dach und Fach ist, desto besser. Jede Welt weiß, dass sein Vertrag ausläuft“, sagte Klöpping am Dienstag. Degenkolb-Manager Jörg Werner, der von mehreren Angeboten für Degenkolb sprach, wollte zur möglichen Wechsel-Thematik nichts Konkretes sagen, ebenso wenig wie die Sportlichen Leiter des Degenkolb-Teams.
Für Kittel, der wie Freund Degenkolb von Werner beraten wird, kommen die Nachrichten „nicht so überraschend“, wie der Top-Sprinter der dpa sagte. „Ich weiß, dass Johns Vertrag ausläuft. Für Trek würde die Verpflichtung eines Klassikerfahrers Sinn machen, da Cancellara aufhört.“ Ein Abschied wäre ein großer Verlust für Giant, ein Ende des Projekts sei es laut Kittel aber auch dann nicht: „Die Mannschaft ist in den letzten Jahren einen selbstbewussten Weg gegangen. Ich bin mir sicher, dass sie damit umzugehen wüsste.“
Kittel selbst hatte dem neu ins Geschäft gekommenen Radsport-Sponsor aus der Haar-Shampoo-Branche im Vorjahr selbst einen Rückschlag eingebrockt, als er das Team nach heftigen Dissonanzen Richtung Etixx-Quick Step verlassen hatte. Dort blüht er wieder auf, schon acht Saisonsiege stehen bei Kittel zu Buche.
Die heutigen Topfahrer des Teams, Degenkolb, der im Vorjahr bei der Tour erfolgreiche Berliner Simon Geschke, Tom Dumoulin (Niederlande) und der Franzose Warren Barguil haben in dieser Saison dagegen noch keinen Sieg geholt. Der schwere Trainingsunfall im Januar in Spanien, als eine Britin mit ihrem Van eine sechsköpfige Fahrergruppe um Degenkolb rammte und die Athleten dabe zum Teil schwer verletzte, habe laut Klöpping „die gesamte Saisonplanung für 2016 konterkariert“.