Tour de France Umstrittener Démare sprintet zu Tagessieg - Thomas souverän
Pau (dpa) - Die vergangenen Tage kämpfte er in den Pyrenäen verbissen gegen das Zeitlimit - nun hat sich die Schinderei für den Sprinter Arnaud Démare gelohnt. Der französische Radprofi sicherte sich in Pau den heiß ersehnten ersten Tagessieg bei der 105. Tour de France.
Im Ziel der 18. Etappe verwies er seinen Landsmann Christophe Laporte auf Rang zwei. „Ich habe in den Bergen hart gearbeitet, das hat sich ausgezahlt“, sagte der Mailand-Sanremo-Sieger von 2016 im Ziel. Der Brite Geraint Thomas verteidigte derweil souverän sein Gelbes Trikot.
John Degenkolb, der mit dem zweiten Etappensieg nach seinem Triumph auf der Ruckelpiste von Roubaix spekuliert hatte, musste nach 171 Kilometern mit Rang sieben zufrieden sein. „Ich hatte heute keine Chance, vorne mit reinzugehen. Es war ein total hektisches Finale, und wir haben uns irgendwie verloren“, kommentierte Degenkolb seine verpasste Chance und dachte schon ans Tour-Finale am Sonntag auf den Champs-Élysées: „Ich habe gute Beine und fühle mich nicht viel schlechter als zum Tourstart. Deshalb bin ich zuversichtlich für Paris“, sagte der Radprofi aus Oberursel.
Démare profitierte vom stark ausgedünnten Feld der Sprinter-Elite um Kittel, Greipel, Gaviria und Groenewegen, die schon früh in den Bergen die Segel gestrichen hatten. Der auf der Alpen-Etappe nach La Rosière wegen Zeitüberschreitung ausgeschiedene Marcel Kittel hatte im vorigen Jahr den Sprint in Pau gewonnen.
Nachdem die spektakuläre Mini-Etappe am Vortag die Hackordnung im Überflieger-Team Sky zugunsten von Thomas geklärt hatte, fuhr der Waliser den siebten Tag im Gelben Trikot. Sein Vorsprung vor der schweren, letzten Pyrenäen-Etappe am Freitag und dem folgenden Einzelzeitfahren von Espelette beträgt weiterhin 1:59 Minuten auf Tom Dumoulin. Froome liegt mit 32 Sekunden Abstand zu dem Niederländer auf Rang drei und muss um einen Podiumsplatz kämpfen. Nur 16 Sekunden dahinter rangiert der frühere slowenische Skispringer Primoz Roglic.
Wie heikel das Unternehmen Toursieg für Thomas bleibt, zeigte ein Vorfall beim Schlussanstieg der 17. Etappe, als ihn ein ungehaltener Zuschauer am Arm festgehalten und fast vom Rad geholt hatte. Vor den entscheidenden beiden Etappen sagte Thomas: „Ich erwarte das Schlimmste, hoffe aber das Beste. Viele Konkurrenten werden schon das Zeitfahren im Kopf haben. Ich bin für Samstag zuversichtlich, vor der Tour habe ich die nationalen Zeitfahrmeisterschaften gewonnen.“
Mit dem Tagessieger hatte sich der längst ausgeschiedene André Greipel via Twitter ein kleines Gerangel geliefert. Er hatte der Jury unterstellt, nicht nur am Vortag auf der schweren Pyrenäen-Etappe beim Zeitlimit in Bezug auf Démare mehrmals ein Auge zugedrückt zu haben. Am Donnerstag ruderte Greipel aber zurück und schrieb: „Erst denken, dann twittern“. Die Greipel-Unterstellung habe ihm „sehr weh getan“, ließ Démare wissen.
Peter Sagan, der die Tour 2017 nach einer Disqualifikation verlassen musste, hatte nach seinem Sturz am Vortag eine unruhige Nacht. Am Morgen stand trotzdem fest, dass der dreimalige Weltmeister und Etappengewinner weiterfahren kann. Sein sechstes Grünes Trikot ist ihm bereits sicher - wenn der Slowake bis Paris durchhält.
„Ich hatte viel Schmerzen, aber ich hoffe, morgen geht es schon besser“, sagte der am Donnerstag achtplatzierte Bora-hansgrohe-Kapitän im Ziel und erkannte im Rückblick: „Ich hatte verdammt viel Glück, dass nicht mehr passiert ist“. Sein rechter Arm und sein rechtes Bein waren bandagiert. Er erlitt tiefe Schürfwunden. Teamkollege Marcus Burghardt zollte seinem Chef Respekt: „Dass er heute trotz Verletzung mitgesprintet ist, zeigt, was für ein Athlet er ist“.