US-Justizministerium will Millionen von Armstrong
Austin (dpa) - Die Titel sind futsch, das Image ist ramponiert - jetzt geht es dem gefallenen Radstar Lance Armstrong auch noch massiv ans Geld. Das US-Justizministerium verklagt den texanischen Dopingsünder auf die Rückzahlung von Sponsorengeldern in Millionenhöhe.
Das geht aus der am Dienstag eingereichten Anklageschrift hervor. Doch nicht nur die Regierung prüft Regressforderungen an den gestürzten Superstar. Sponsoren und ehemalige Partner wollen Armstrong ebenfalls zur Kasse bitten. Auch ein Prozess wegen Meineides steht weiter im Raum.
In der Anklageschrift der Behörden, in der auch der frühere US-Postal-Teamchef Johan Bruyneel eingebunden ist, heißt es: Armstrong habe sich „unrechtmäßig bereichert“. Die Fahrer hätten die Sponsor-Bedingungen durch systematisches Doping verletzt. „Der Strafantrag ist opportunistisch und unaufrichtig“, konterte Armstrong-Anwalt Elliott Peters. „US Postal profitierte enorm vom Sponsoring. Das belegen die eigenen US-Postal-Studien schlüssig.“ Diese hätten gezeigt, dass das Unternehmen von 2001 bis 2004 mindestens 139 Millionen Dollar (knapp 107 Millionen Euro) durch die weltweite Präsenz des Markennamens eingenommen habe.
Das staatliche Unternehmen US Postal zahlte als Hauptsponsor von 1998 bis 2004 rund 40 Millionen Dollar (knapp 31 Millionen Euro) für die Namensrechte am Armstrong-Team. Davon seien rund 17 Millionen (ca. 13 Millionen Euro) an den Kapitän geflossen, der in dieser Zeit sechs seiner insgesamt sieben Tour-de-France-Erfolge einfuhr. „Er hat die Bekanntheit von US Postal dadurch enorm gesteigert“, meinte Peters.
Genau hier liegt der Knackpunkt: Was wiegt mehr - die Erfolge Armstrongs für den Bekanntheitsgrad von US Postal oder die Negativschlagzeilen für das Image des Unternehmens? Der 41-Jährige hatte im Januar in einem TV-Interview gestanden, bei all seinen Tour-de-France-Siegen gedopt zu haben.
Vor zwei Monaten hatte der ehemalige Armstrong-Teamkollege Floyd Landis, der 2006 des Dopings überführt wurde, seinen Ex-Kapitän verklagt. Der 37-Jährige wirft Armstrong Betrug an Steuerzahlern und der Regierung vor. Das US-Justizministerium schloss sich der Klage an. Wohl auch deshalb, weil die Behörde gute Erfolgsaussichten sieht.
Zudem fordert der US-amerikanische Versicherungsgesellschaft SCA Promotions knapp 9,2 Millionen Euro von Armstrong. Das Unternehmen aus Dallas hatte sich geweigert, 5,8 Millionen Euro für den Gewinn seines sechsten Sieges bei der Frankreich-Rundfahrt 2004 an Armstrong zu übereisen. Es kam zum Prozess, in dem Armstrong schwor, keine leistungssteigernden Mittel eingenommen zu haben. Das Gericht glaubte damals dem Ex-Profi. SCA musste letztendlich 7,5 Millionen Dollar (rund 5,5 Millionen Euro) zahlen.
Pikant: Wird Armstrong schuldig gesprochen, kann das Gericht die Schadenssumme verdreifachen. Derzeit wird Armstrongs Vermögen auf 45 bis 85 Millionen Euro taxiert. Zuletzt soll er sich nac hübereinstimmenden Medienberichten vom seinem luxuriösen Anwesen im texanischen Austin getrennt haben. Der Verkehrswert der Villa im spanischen Stil mit einer Grundfläche von knapp 6900 Quadratmetern habe 7,6 Millionen Euro betragen.