CHIO in Aachen Achterbahnfahrt für CHIO-Reiterinnen Werth und Krajewski
Aachen (dpa) - Größer hätten die Extreme nicht sein können. Bei der Dressur-Königin Isabell Werth lagen zwischen Desaster und Sieg drei Tage - bei der Vielseitigkeitsreiterin Julia Krajewski waren es nicht einmal drei Stunden.
Gegen elf Uhr erlebte Krajewski am Samstag ein sportliches Debakel, schied in der Teamwertung des CHIO in Aachen mit ihrem Pferd Samourai aus. Doch knapp zwei Stunden später strahlte die 28 Jahre alte Vielseitigkeitsreiterin und jubelte nach dem Sieg in der Einzelwertung mit ihrem Zweitpferd Chipmunk. „Das war ein sehr spezieller Tag“, fasste die deutsche Meisterin aus Warendorf verschwitzt und fröhlich grinsend zusammen.
Krajewskis Sieg im Einzel konnte den Gesamteindruck der deutschen Teilnehmer nur unwesentlich verbessern. Die Gastgeber-Mannschaft zeigte einen enttäuschenden Auftritt, fiel beim Geländeritt am Samstag vom ersten auf den fünften Platz zurück. So schwach war das Gastgeber-Team noch nie beim größten Reitturnier der Welt. Die Prüfung gewann Neuseeland vor Frankreich und Schweden.
Eine bessere Platzierung war nicht möglich, weil Krajewski ausschied. Ihr Pferd Samourai verweigerte an einem Hindernis dreimal, weshalb das Paar disqualifiziert wurde. Europameisterin Ingrid Klimke hatte mit Hale Bob einen Vorbeiläufer, und Kai Rüder ritt zunächst in die falsche Richtung und verhinderte mit Colani Sunrise später nur mit Mühe einen Sturz. Zum Team gehörte außerdem Andreas Dibowski (Döhle) mit Corrida.
„Das war wirklich nicht schön“, kommentierte Bundestrainer Hans Melzer die Teamleistung: „Das war eine Enttäuschung.“ Auch mit Blick auf die WM im September in den USA hat Melzer ein Problem. Die Auswahl für Tryon ist durch das Desaster in der Teamwertung nicht einfacher geworden.
Krajewski dürfte ihren WM-Platz sicher haben, nicht mit ihrem bisherigen Toppferd Samourai, sondern mit ihrem Aachen-Sieger Chipmunk. Der Aussetzer ihres Teampferdes Samourai hatte sie „überrascht“. Bisher galt das Pferd als zuverlässig.
Doch die Reiterin behielt die Nerven, sattelte Chipmunk, mit dem sie nach Dressur und Springen im Einzel geführt hatte. Und sie rettete mit einem taktisch cleveren Ritt Platz eins. Sie siegte vor dem Australier Christopher Burton mit Quality Purdey. Angesichts des Happy Ends fiel Krajewskis Fazit des Tages eindeutig aus: „Das war großartig!“
Das galt auch für Isabell Werth, die ein ähnliches Auf und Ab erlebte - allerdings mit größerem zeitlichen Abstand. Zwei Tage nach einer desaströsen Vorstellung im Grand Prix lief es im Special deutlich besser. Die Reiterin aus Rheinberg gewann mit der deutschen Mannschaft den Nationenpreis und die Einzelwertung.
Nach dem Auftritt am Donnerstag „habe ich mir einige Gedanken gemacht“, sagte Werth - und änderte das Zaumzeug für Emilio: „Ich bin jetzt mit einer Baby-Kandarre geritten.“ Das gefiel dem Pferd offensichtlich besser: „Er ist, auch wenn er nicht so aussieht, sehr sensibel.“
Noch glücklicher hatte Werth ein Ritt im Special des CHIO-Rahmenprogramms mit ihrem Lieblingspferd gemacht. Im Sattel von Bella Rose gewann die sechsmalige Olympiasiegerin den Special mit 80,149 Prozent klar vor Jessica von Bredow-Werndl aus Tuntenhausen mit Zaire (72,072). „Sie ist auf einem super Weg“, schwärmte Werth über die Stute, mit der sie zur WM in die USA reisen will.