Beim CHIO geht es um Prämien und EM-Plätze
Aachen (dpa) - Der CHIO hat im weltweiten Verdrängungswettbewerb einen neuen Maßstab gesetzt: 2,67 Millionen Euro gibt es beim selbst ernannten Weltfest des Pferdesports in der Aachener Soers zu gewinnen - ein Rekord.
Stolz erwähnen die Macher des weltweit größten Reitturniers der Welt bei jeder passenden Gelegenheit, der CHIO sei die „höchstdotierte Sportveranstaltung Deutschlands“. „Der Stellenwert von Aachen hat sich noch einmal erhöht, obwohl das eigentlich kaum möglich war“, sagte auch Spring-Bundestrainer Otto Becker.
Profiteure des gestiegenen Preisgeldes von 1,8 Millionen Euro auf die Rekordsumme sind vor allem die Springreiter. Bei ihrem Großen Preis am Sonntag wird in diesem Jahr eine Million Euro ausgeschüttet - statt wie bisher 350 000 Euro. Möglich gemacht durch den Sponsor, einen Schweizer Uhrenhersteller (Rolex). Der Geldgeber finanziert auch den neu geschaffenen Grand Slam, zu dem sich Aachen mit den Veranstaltern in Calgary und des Hallenturniers in Genf zusammengeschlossen haben. Der Reiter, der die drei Großen Preise binnen zwölf Monate gewinnt, darf sich über eine Extraprämie von einer Million Euro freuen.
Auch ohne Rekorde ist die Strahlkraft des CHIO stark genug. „Die Topreiter gehen nach Aachen“, sagte Becker - was zumindest für die Springreiter gilt. Beim parallel stattfindenden, hoch dotierten Springen der Global Champions Tour im Fürstentum Monaco ist eher die internationale B-Besetzung am Start. Somit dürfen sich die Deutschen wie jedes Jahr gegen die Besten der Besten in der Soers behaupten.
Auch für den Bundestrainer ist der CHIO eine wichtige Standortbestimmung bei der Suche nach dem Team für die EM im August in Herning. Und die deutschen Reiter reisen mit Zuversicht an. Zuletzt hatte Marcus Ehning das Champions-Tour-Springen in Cannes gewonnen, am letzten Wochenende in Rotterdam holte sich die deutsche Equipe den Nationenpreis und Philipp Weishaupt den Großen Preis. „Natürlich ist das gut, nachdem es beim Weltcup-Finale im April in Göteborg nicht so gut lief“, meinte Becker über die jüngsten Erfolge.
Zeigen müssen sich in der Soers die für den Nationenpreis am Donnerstag nominierten Ludger Beerbaum (Riesenbeck), Christian Ahlmann (Marl), der neue deutsche Meister Daniel Deußer (Meise/Belgien), Meredith Michaels-Beerbaum (Thedinghausen) und Carsten-Otto Nagel (Norderstedt). Welche vier Reiter aus dem Quintett das Teamspringen bestreiten, will Becker möglicherweise schon am Dienstag bekanntgeben.
Im Fokus stehen für die EM aber auch noch Weishaupt (Riesenbeck) und Ehning (Borken). „Am Anfang des Jahres sah es nicht so gut aus. Aber jetzt haben wir wieder einige Paare mehr zur Auswahl“, stellte Becker zufrieden fest. Ein fast schon ungewohntes Gefühl für ihn: Derzeit hat er keine verletzungsbedingten Ausfälle zu beklagen.
Dressur-Bundestrainerin Monica Theodorescu ist von Absagen ebenfalls verschont geblieben. Für die deutschen Dressurreiter ist Aachen - schon traditionsgemäß - die zweite Sichtung für ein Championat. In das Team hat sie Weltcup-Siegerin Helen Langehanenberg (Havixbeck) mit Damon Hill, Isabell Werth (Rheinberg) mit Don Johnson, Anabel Balkenhol (Rosendahl) mit Dablino und Fabienne Lütkemeier (Paderborn) mit D'Agostino berufen. Auch Kristina Sprehe (Dinklage), die bei den deutschen Meisterschaften in Balve ihren Hengst Desperados noch geschont hatte, muss sich in Aachen beweisen.
Auf stärkste internationale Konkurrenz treffen die deutschen Dressur-Damen nicht. Die britischen Olympiasieger und die Niederländer waren am Wochenende in Rotterdam am Start. „Das ist nicht schön, aber nicht ungewöhnlich“, meinte Bundestrainerin Monica Theodorescu. Diese Terminenge sei unglücklich. Dennoch sei Aachen etwas Einmaliges. „Hier müssen sich Pferd und Reiter beweisen“, sagte sie. Das große Dressur-Stadion, die Internationalität oder die Prüfungen unter Flutlicht - „Das ist schon noch was anderes“, sagte Theodorescu. Das gilt nicht nur für die Dressurreiter.