Dramatischer Pferdetod: Tränen beim Olympiasieger

Hannover (dpa) - Hilflos zuckte Hickstead in den letzten Sekunden seines Lebens mit den Beinen. Und hilflos musste Eric Lamaze zuschauen, wie sein Hengst auf der Seite liegend verendete.

Mitten im Parcours war das beste Pferd der Welt zusammengebrochen, innerhalb von wenigen Sekunden war der Hengst des Olympiasiegers tot. „Das ist das Schlimmste, was mir je passiert ist“, sagte der kanadische Springreiter unter Tränen: „Wir sind alle am Boden zerstört.“

Fassungslos reagierte die Reitsport-Welt auf den dramatischen Zwischenfall beim Weltcup-Turnier in Verona. „Das ist total tragisch“, sagte Marco Kutscher, einer von fünf deutschen Startern bei dem Turnier. „Gott sein Dank hab ich es nicht selber gesehen, weil ich nach meinem Ritt noch auf dem Pferd saß“, berichtete der Doppel-Europameister von 2005. „Ich möchte nicht in Erics Haut stecken“.

Der Kanadier war wie die Zuschauer, die den Tod von der Tribüne aus verfolgt hatten, völlig geschockt. „Wir hatten unsere Runde beendet, und ich wollte gerade aus dem Parcours reiten“, berichtete Lamaze: „Dann ist er kollabiert und starb offensichtlich an einem Herzinfarkt.“ Der Reiter konnte noch abspringen, bevor das strauchelnde Pferd zu Boden sackte.

Ursache sei wahrscheinlich ein Aortenabriss, hieß es beim Weltverband FEI. Das Pferd werde noch untersucht. Solche inneren Verletzungen sind keine Seltenheit. Vor sechs Jahren hatte beispielsweise die Vielseitigkeitsreiterin Bettina Hoy ihren Woodsides Ashby bei einem Turnier im bayrischen Kreuth ähnlich spektakulär verloren, als der Wallach kurz vor einem Hindernis zusammenbrach. Und im vergangenen Jahr starb Christian Ahlmanns Hengst Calvados beim Weltcup-Turnier in Oslo in seiner Box aus dem selben Grund.

„Er war das beste Pferde der Welt“, sagte Lamaze über seinen 15-jährigen Hengst, der ihn 2008 in Hongkong zum Olympiasieg getragen hatte. „Wir hatten eine großartige Zeit zusammen.“ Zu den vielen Erfolgen mit Hickstead gehört auch der Große Preis von Aachen 2010, als das Ausnahmepferd seinen Reiter zum Sieg trug, obwohl der mit einem gebrochenen Fuß ritt.

Nach einer Schweigeminute und kurzer Beratung entschieden die Reiter am Sonntag in Verona, die vierte von zwölf Weltcup-Stationen nicht zu Ende zu reiten. „Das war absolut richtig“, kommentierte Kutscher, der kurz vor dem Drama eine fehlerfreie Runde mit Cornet Obolensky geritten war. Genauso reagierte Philipp Weishaupt, der noch bei der Vorbereitung im Stall war. „Ich bin heilfroh, dass ich das nicht gesehen habe“, sagte der deutsche Meister von 2009. „Das ist sehr traurig, es tut mir für Eric unheimlich leid.“