Großen Preis von Aachen Ehnings Wahl: WM oder Millionen-Bonus? Oder beides?
Aachen (dpa) - Ein kleines Bier, mehr war nicht drin nach dem Sieg im bedeutendsten Großen Preis der Welt. „Ich muss noch fahren“, sagte Marcus Ehning, nachdem der Trubel um seinen Triumph beim CHIO in Aachen ein wenig abgeflaut war,
Danach machte er sich der Springreiter auf den Weg ins heimische Borken, wo Frau und vier Kinder warteten. „Die sind am Fernseher total ausgeflippt“, berichtete Ehning vom ersten Telefonat mit der Familie. Ehning ist Sportler, Unternehmer und Familienvater. Das spielt alles eine Rolle, wenn er jetzt eine ganz neue Frage beantworten muss: Millionen-Bonus oder WM? Oder vielleicht sogar beides?
Die Prioritäten sind eindeutig. „Mein wichtigstes Ziel ist die WM“, sagte der Springreiter nach seinem Triumph beim Abschluss und Höhepunkt des CHIO in Aachen. Bei der Weltmeisterschaft Mitte September in den USA will der 44-Jährige eine Medaille. Das ist für den Sportler Ehning ganz klar.
Durch den Sieg in Aachen lockt nun aber auch das Geld. Der Große Preis von Aachen ist Teil des Grand Slam. Ein weiterer Sieg im kanadischen Spruce Meadows Anfang September würde einen Bonus von einer halben Million Euro bedeuten. Bei weiteren Erfolgen in Genf und im niederländischen 's-Hertogenbosch könnte die Prämie sogar auf zwei Millionen Euro wachsen. Das ist ein wichtiges Thema für den Unternehmer Ehning, der seinen Turnierstall mit mehreren Angestellten finanzieren muss.
Immerhin 330.000 Euro hat er durch den Sieg in Aachen verdient. Aber Pret A Tout gehört nicht ihm allein, sondern mehrheitlich der Schweizerin Ruth Krech, die einen erheblichen Anteil von der Siegprämie erhält. Auch solche Dinge spielen bei Ehnings Entscheidungen eine Rolle.
„Bisher hatte ich einen Start in Kanada nicht auf dem Plan“, sagte Ehning zur Frage nach dem Turnier in Spruce Meadows. „Jetzt ist eine neue Situation, da muss ich drüber nachdenken. Das ist jetzt noch nicht entschieden, ob ich das mache.“
Die Weltmeisterschaft Mitte September in den USA steht im Vordergrund, vor allem für den Bundestrainer. „Er ist unheimlich wichtig für mich bei dieser jungen Mannschaft“, sagte Otto Becker, der außer Ehning wohl nur WM-Debütanten nominieren wird. „Er gibt ihnen Halt, sie schauen zu ihm auf, und sie glauben ihm.“
Den Grand Slam könnte Ehning trotzdem in Angriff nehmen, denn der Mannschafts-Weltmeister von 2010 hat noch andere Top-Pferde wie Cornado im Stall, und der Zeitplan würde es zulassen. Der Reiter wäre bei einem zusätzlichen Start in Kanada allerdings eine Woche länger unterwegs und nicht zu Hause. Das spielt für den Familienvater Ehning eine wichtige Rolle: „Ich will nicht mehr jede Woche weg sein.“
Der 44-Jährige hat sein Turnierprogramm im Vergleich zu früheren Jahren reduziert. Andererseits ist das Reiten sein Job, an den Wochenenden kann und muss er Geld verdienen. Die Pausen sind rar. Schon am kommenden Wochenende geht es weiter. Das neue Millionen-Turnier in Berlin steht auf Ehnings Programm.