Gold für Vielseitigkeitsreiter zum Greifen nah

Malmö (dpa) - Auch der große Regen konnte Michael Jung nicht stoppen. Der seit drei Jahren dominierende Vielseitigkeitsreiter ließ sich in Malmö vom herunterprasselnden Wasser nicht beirren und kann nun zum zweiten Mal in Folge Doppel-Europameister werden.

Jung führt vor dem abschließenden Springen am Sonntag im Einzel ebenso wie das deutsche Quartett im Team-Wettbewerb. „Der Sattel und der Zügel waren nass, aber der Boden war prima“, kommentierte der 31-Jährige seinen Ritt unter erschwerten Bedingungen. Mit dem erst neunjährigen Halunke blieb der Profi aus Horb in der erlaubten Zeit und führt dadurch im Einzel mit 28,60 Punkten vor William Fox-Pitt aus Großbritannien mit Chilli Morning (36,60) und dem Schweden Ludwig Svennerstål mit Shamwari (38,00). Jung kann sich im Springen zwei Abwürfe leisten.

„Die anderen haben auch einen Klasse-Job gemacht“, lobte Jung seine Mitstreiter, die allesamt fehlerfrei und innerhalb des Zeitlimits blieben. Das deutsche Team führt dadurch mit 112,20 Strafpunkten weiter vor Schweden (120,20) und Frankreich (134,20). „Das war ein Traumtag“, kommentierte Bundestrainer Hans Melzer.

Jungs Pferd missfiel der Regen, der pünktlich zu seinem Ritt begann. „Er war am Anfang unzufrieden“, berichtete Jung: „Er hat ein paar Mal den Kopf geschüttelt.“ Jung selber musste einmal gekonnt balancieren, weil ihm an einem Wassersprung „der Zügel durch die Hand gerutscht war“.

Der „Pfadfinder“, wie es die Reiter nennen, war für Jung und die anderen deutschen Starter Dirk Schrade. Der 35-Jährige aus Sprockhövel musste mit Hop and Skip als Erster auf die sechs Kilometer lange Strecke, die sich entlang der Ostseeküste schlängelte. „Erst war der Druck groß“, gab Schrade zu: „Aber in der Startbox habe ich das total vergessen.“

Schrade war mit seinem 14-jährigen Wallach so schnell unterwegs, dass er zweimal den sicheren, aber längeren Weg reiten und trotzdem klar unter dem Zeitlimit von 10:30 Minuten bleiben konnte und nun im Einzel auf Rang zehn liegt. „Das Risiko war zu groß“, erklärte der Reiter: „Er hat eine komische Art zu springen, aber er ist ein verdammt schnelles Pferd.“

Schrades Ritt half den Kollegen. „Er hat uns gezeigt, dass man die Alternativen gehen und in der Zeit bleiben kann“, erläuterte Ingrid Klimke. Als Vierte hat sie mit Escada (39,40) noch die Chance auf eine Einzelmedaille.

Mit ihrer erst neunjährigen Stute Escada galoppierte die 45-Jährige aus Münster locker durch das Gelände. „Ich bin total glücklich“, sagte Klimke: „Ich konnte es total genießen.“ So ging es auch Andreas Dibowski. Der 47-Jährige aus Döhle blieb mit Avedon drei Sekunden unter dem Limit und sagte: „Ich war überrascht, dass der Kurs so schnell zu reiten war.“