Grand-Slam-Sieg für Jung nur Zwischenstation nach Rio

Badminton (dpa) - Die Nacht und den Morgen nach dem Grand-Slam-Sieg verbrachte Michael Jung im Lastwagen. Der erfolgreichste Vielseitigkeitsreiter der Welt lenkte den Pferdetransporter vom Ort des einmaligen Triumphes eigenhändig zurück ins heimische Horb.

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Zum Feiern hatte der Doppel-Olympiasieger keine Zeit. „Wir haben nur kurz angestoßen“, berichtete Jung bei einer Tankpause. Der 33-Jährige wollte keine Zeit verlieren, denn schon am kommenden Wochenende folgt in Wiesbaden ein ganz wichtiger Schritt Richtung Rio de Janeiro.

Zu Jungs Alltag gehören die langen Reisen im Lkw mit Vater, Mutter und Freundin. Genauso wie die unglaubliche Serie von Siegen, die ihn seit Jahren zum Schrecken der Konkurrenz machen. Und zum Topfavoriten bei den Olympischen Spielen in Brasilien.

Beim Turnier im englischen Badminton hatte Jung - wie zuvor in Burghley und Lexington - am Sonntag souverän gesiegt. Und er hatte sich damit als erster Deutscher den mit 350 000 Dollar dotierten Grand Slam des pferdesportlichen Dreikampfes gesichert. Geschäftsführer Dennis Peiler sagte für den deutschen Verband: „Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass Michael Jung Geschichte geschrieben hat.“

Jung klang am Tag danach nicht ganz so euphorisch, sondern gewohnt nüchtern. „Das ist etwas ganz Besonderes“, sagte der Reiter, dessen Erfolgsbilanz nur so vor Besonderheiten strotzt. So gewann Jung vor einem Jahr im schottischen Blair Castle zum dritten Mal in Serie Doppel-Gold bei der EM - und das mit einer Knochenabsplitterung im Sprunggelenk. Die Verletzung hatte er sich eine Woche zuvor beim Sieg in Burghley zugezogen, dem ersten der drei Grand-Slam-Turniere.

Beeindruckt war Jung erneut von den Zuschauern im Mutterland der Vielseitigkeit. Auch nahe des kleinen Dörfchens Badminton schauten beim Geländeritt rund 150 000 Menschen zu: „Das war gewaltig.“ In Deutschland sind die Zahlen trotz der beispiellosen Jung-Erfolge deutlich bescheidener.

Nicht einmal ein Zehntel des Publikums dürfte kommen, wenn Deutschlands derzeit erfolgreichster Sportler am Wochenende in Wiesbaden antritt. Beim Pfingstturnier sattelt Jung seine Olympia-Hoffnung Takinou.

Der neunjährige Wallach, das Gold-Pferd der jüngsten EM, ist sein Plan A für Rio. Beängstigend für die Konkurrenz ist aber, dass Jung noch Plan B und C hat. Sollte Takinou nicht fit sein, warten im Stall der Familie Jung in Horb noch das Olympiapferd Sam, mit dem er Burghley und Badminton gewann, und Rocana, mit der er vor einer Woche beim Grand-Slam-Turnier in Lexington siegte.

Jung sieht sich in der „glücklichen Lage“, drei Pferde von Welt-Format reiten zu können. Mit jedem wäre er in Rio Favorit. Doch darüber will er sich noch keine großen Gedanken machen. „Das ist ja noch ein ganzes Stück weg“, sagte er, obwohl es bis zum ersten Ritt bei den Olympischen Spielen nicht einmal mehr drei Monate sind. „Da ist ja noch genügend Zeit.“ Bis dahin will der Schrecken der Konkurrenz noch ein paar Turniere gewinnen.