Hans Günter Winkler bei Abschied gefeiert
Braunschweig (dpa) - Langanhaltende Ovationen gab es zum Abschied, aber keine Tränen. Hans Günter Winkler neigt nicht zu übermäßigen Sentimentalitäten. Nichtsdestotrotz war es sehr emotional, als der inzwischen 87-Jährige das Ende seiner beruflichen Tätigkeit mit rund 5000 Menschen feierte.
Winkler genoss die Zeremonie zu seine Ehren. „Das hätte jedem gefallen“, sagte der Mann, der bei seiner Verabschiedung am Sonntag in Braunschweig als „lebende Legende“ und als „Sport-Held“ bezeichnet wurde.
Fast 5000 Menschen standen auf und klatschten, als Winkler beim Abschluss der anrührenden Feier in einer hundert Jahre alten Motorkutsche aus der Halle gefahren wurde. HGW, wie er überall genannt wird, zieht sich aus dem Berufsleben zurück. Er beendet seine Tätigkeit als Vermarkter von Reitturnieren und schließt seine Agentur HGW-Marketing. Der Job als Sportdirektor des internationalen Reitturniers in Braunschweig war sein letzter.
„Ich wusste, dass es ein Abschied wird, aber nicht so ein Abschied“, sagte der ergriffene Winkler, der von mehreren Laudatoren mit Lob und Superlativen überhäuft wurde. Moderator Christian von Plettenberg erzählte dabei charmant und mit Pathos aus dem Leben und über die wichtigsten Erfolge: „Lassen wir das noch mal auf der Zunge zergehen. Hans Günter Winkler nahm an sechs Olympischen Spielen in Folge teil und kam jedes Mal mit mindestens einer Medaille nach Hause.“
Mit fünf Goldmedaillen ist HGW der erfolgreichste Springreiter in der Geschichte des olympischen Sports. Genauso berühmt wie Winkler selber ist seine Stute Halla, die den verletzten Reiter 1956 zu Gold trug und auch Reitsport-Laien ein Begriff ist.
In seinem folgenden Berufsleben war Winkler nicht ganz so erfolgreich. Als Vermarkter arbeitete er nach dem Ende der sportlichen Laufbahn 1986, mit seiner Sport- und Event Marketing Gesellschaft war er weiter in der Reitsport-Szene aktiv.
Nur körperlich ist Winkler ein gebeugter Mann. Auch bei seinem Abschied aus dem Geschäftsleben zeigte er sich so kämpferisch wie früher als Sportler. „Das ist ein Punkt heute, aber kein Endpunkt“, betonte er: „Es ist ein Irrtum, wenn die Leute glauben, dass ich mich zurückziehe.“
Auch mit 87 Jahren hat Winkler noch Pläne und Ziele. „Bisher war ich noch sehr aktiv im Marketing, jetzt mache ich weiter mit meinem Ausbildungszentrum“, sagte Winkler: „Ich will Reiter und Pferde herausbringen für den großen Sport.“
Seine Anlage in Warendorf wird vom Vielseitigkeitsreiter Andreas Ostholt betrieben: „Er hat die Pferde meiner Frau nach dem Unglück übernommen“. Debby Winkler war Anfang 2011 nach einem Reitunfall mit 51 Jahren gestorben. Dieser Schicksalsschlag hat den Ehemann tief getroffen.
Öffentliche Auftritte werden in Zukunft seltener werden. Winkler bleibt dem Reitsport freilich verbunden, etwa mit seiner Stiftung oder mit Turnierserien wie dem HGW-Nachwuchschampionat und dem Goldenen Sattel.
Nach Braunschweig will Winkler aber auf jeden Fall zurückkommen, denn das Turnier Löwen Classics ist für ihn etwas ganz besonderes, weil er an der Gründung 2002 maßgeblich beteiligt war. Das Publikum reagierte mit langem Applaus, als HGW ankündigte: „Ich bleibe euch erhalten, solange ihr wollt.“