Reitsport in Krefeld Rennclub bekommt 320 000 Euro Corona-Hilfe vom Land

Interview · Der Vorsitzende des Rennclubs, Jan Schreurs, sprach mit unserer Redaktion über die Zukunft des Galoppsports in Krefeld.

Der Rennclub-Vorstand: Jan Schreurs (l.) gemeinsam mit seinem Stellvertreter Denis Hartenstein.

Foto: Klaus-Joerg Tuchel

Galopprennen werden in Krefeld seit dem Jahre 1884 veranstaltet. Zunächst auf einem Wiesengelände an der heutigen Hüttenallee. Am 11. Juni 1913 fand der erste Renntag auf dem bis heute genutzten Gelände im Stadtwald statt. Nach der Insolvenz des Rennvereins von 1911 wurde am 19. Dezember 1997 der Krefelder Rennclub gegründet. Seit Februar 2005 fungiert der frühere Schatzmeister Jan A. Schreurs als Nachfolger des am 14. März 2013 verstorbenen Günter Wolff als Präsident. Die WZ befragte den Chef einer Steuerberatungsgesellschaft nach dem einzigen Renntag des Jahres zu aktuellen Themen des Galoppsports in der Corona-Saison, die bundesweit auch von zahlreichen Termin-Verlegungen großer Rennen wie dem Derby, Preis von Europa, Großer Preis von Berlin, Großer Preis von Bayern und zahlreicher anderer Gruppe-Rennen geprägt war. Die Geister-Rennen ohne Zuschauer begannen am 7. Mai in Hannover, fast zwei Wochen vor der Fußball-Bundesliga.

Der Renntag mit dem Ratibor-Rennen brachte einen Inlands-Wettumsatz von 188 513 Euro. Dem Rennclub bleiben davon 14,5 Prozent, also 27 334 Euro. Warum haben Sie 2020 nur diesen einen Renntag veranstaltet und die anderen trotz der Bauarbeiten geplanten Events so schnell abgesagt? Vor allem in den ersten Monaten der Corona-Probleme waren die Wettumsätze sehr gut. Es gab keinen Tag unter 300 0000 Euro, und der Netto-Ertrag lag bis Mitte Juni bei 24,5 Prozent.

Jan Schreurs: Wir haben uns früh entschieden, keine Renntage ohne Zuschauer abzuwickeln – bis eben auf den Herzog-von-Ratibor-Renntag. Dies haben wir unserem Dachverband „Deutscher Galopp“ früh im Jahr kommuniziert. Im Gegensatz zu anderen Gruppe-Rennen im Verlauf der Pandemie-Saison (Rennpreise wurden halbiert) haben wir die ursprüngliche Dotierung, vielmehr die vollen Rennpreise (55 000 Euro alleine im Hauptrennen) ausgeschüttet. Darüber hinaus haben wir zusätzlich einen Ausgleich I mit einer Dotierung von 12 000 Euro ins Programm aufgenommen. Wir sind sehr zufrieden, dass die Abwicklung des Renntages und die Umsetzung des Hygienekonzeptes in diesen schwierigen Zeiten problemlos vollzogen werden konnten.

Warum sind Sie für das Ratibor-Rennen nicht auf den Samstag gegangen und haben dann zehn Rennen angeboten? So konnten sie am Sonntag als Volkstrauertag erst um 13.15 Uhr anfangen, und am Ende war es fast dunkel.

Schreurs: Die Verlegung eines Gruppe-Renntages im europäischen Status ist ohne triftigen Grund – darunter zählt nicht die Vielzahl der Nennungen in einem Ausgleich IV – von heute auf morgen nicht möglich.

Sie haben vom Land NRW 320 000 Euro für die Probleme um die Corona-Pandemie kassiert. Wofür werden Sie das Geld verwenden?

Schreurs: Um in Zeiten der Pandemie, die uns alle unverändert und mit voller Wucht trifft, und darüber hinaus die Galopprennen in Krefeld zu sichern und veranstalten zu können – darüber hinaus den Zuschauern, sobald diese endlich wieder dabei sein dürfen, ein hohes Maß an Qualität bieten zu können. 

Die drei Krefelder Trainer Erika Mäder (72), Mario Hofer (64) und Hans-Albert Blume (80) erreichen ein Durchschnittsalter von 72 Jahren. Auf vielen anderen Bahnen haben sich jüngere Trainer angesiedelt. Warum gelingt das in Krefeld nicht? Boxen sind genug frei, aber die Trainer Kleinkorres, Weißmeier und Carvalho haben sich beim Wechsel alle für Mülheim und gegen Krefeld entschieden.

Schreurs: Diese Frage sollten Sie den genannten Trainern oder der Wohnstätte Krefeld, Betreiberin der Trainingszentrale, stellen. Der Krefelder Rennclub ist lediglich Betreiber der Renntage. 

Und es sind nur noch 64 Pferde in Krefeld im Training. Das ist der niedrigste Wert seit Jahrzehnten. Zudem gab es durch die Stute K-Club von Erika Mäder in Hamburg nur einen Sieg in einem Europa-Gruppe-Rennen. Warum sind es so wenige bei diesen sehr guten Trainingsbedingungen? 

Schreurs: Da wären die Trainer sicherlich die geeigneten Ansprechpartner. Aber so viel: Der Trend, dass in den vergangenen Jahren immer weniger Pferde im Training sind, ist bundesweit zu verfolgen. Dass nur ein Gruppe-Sieger in diesem Jahr aus Krefeld kam, ist auch nicht ungewöhnlich. Zum Beispiel kam aus der Iffezheimer Trainingszentrale, in der deutlich mehr Pferde stehen, kein einziger Gruppe-Sieger in diesem Jahr. 

Hannover hat in der Pandemie neun Renntage veranstaltet, Köln zehn, und auch Hoppegarten und Düsseldorf waren ständig präsent. Das sind alles Rennbahnen, wo der Vorstand selbst Pferde besitzt oder züchtet. Hoppegarten und Hannover sind im Grunde inhabergeführte Bahnen. Der Krefelder Vorstand ist anders strukturiert, kennt sich eher im örtlichen Brauchtum und Netzwerk aus. Reicht das für die Zukunft der Bahn?

Schreurs: Örtliches Brauchtum und regionale Vernetzung sind wichtige Bestandteile für einen Rennclub oder Verein. Auch in Zukunft. 

Wie lange ist der Vorstand noch gewählt? Welche Pläne haben Sie für 2021? Moderator Thorsten Castle sprach von fünf bis sechs Renntagen in der Saison 2021.

Schreurs: Neuwahlen sind im Frühjahr 2021. Wir haben sechs Renntage für die Saison 2021 beantragt. Darunter zwei Renntage mit Rennen im Gruppe-Status: das Dr. Busch-Memorial und das Herzog-von-Ratibor-Rennen.

Ab 2021 soll die Bahn von der Firma Gossens aus Issum gepflegt werden. Was ändert sich dadurch?

Schreurs: Die Firma Gossens hat auf der Mülheimer Galopprennbahn mit ihrer Tätigkeit im Trainingsgelände sehr gute Arbeit geleistet und somit die Mülheimer Bahn nicht zuletzt durch den Zuwachs von neuen Trainern aufgewertet. Wir hoffen sehr, dass dies auch in Krefeld gelingt. Die Voraussetzungen sind sicherlich vorhanden.