Neue Gold-Hoffnung der Springreiter nach zwei Pleiten

Herning (dpa) - Die Enttäuschung von London und das Debakel von Göteborg ärgern Otto Becker immer noch.

„Das wurmt mich weiterhin“, sagt der Bundestrainer zu den Tiefschlägen vor einem Jahr bei Olympia und beim Weltcup-Finale im April - und hofft nun auf Wiedergutmachung bei der am Dienstag beginnenden Europameisterschaft.

Trotz der jüngsten Pleiten wird Beckers Team um den routinierten Ludger Beerbaum von den Konkurrenten hoch eingeschätzt. Auch der deutsche Coach sagt vor dem Zeitspringen am Dienstagnachmittag: „Wir gehören sicher zu den Favoriten. Wir sind mit Briten und Franzosen auf einer Höhe.“ Ähnlich hatte er das auch vor London ausgedrückt. Die Franzosen schieden danach ebenfalls aus, die Briten gewannen Gold.

„Manchmal ist so ein Lehre heilsam“, sagt Becker, bezeichnet London aber als „kein Desaster“ und kommentiert dafür die Enttäuschung von Göteborg umso drastischer: „Beim Weltcup-Finale sind wir reell abgestürzt.“ Keiner seiner Reiter erreichte in Göteborg die letzte Runde. Seit der Weltcup-Gründung 1979 gab es kein so schlechtes Ergebnis.

Im dänischen Herning soll es nun besser werden. „Es geht neu los“, sagt der Coach. Drei Routiniers, die alle schon mindestens zweimal Gold um den Hals hängen hatten, und ein Neuling bilden das deutsche Team. Neben dem nachgerückten Beerbaum wissen auch Christian Ahlmann (Marl/Codex One) und Carsten-Otto Nagel (Norderstedt/Corradina), wie sich EM-Siege abfühlen. Erstmals dabei ist der in Belgien lebende deutsche Meister Daniel Deußer, der Cornet D'Amour sattelt.

Jeder Starter dieses Quartetts ist auch ein Kandidat für eine Einzelmedaille. Das gilt vor allem für Nagel, der zuletzt zweimal Vize-Europameister wurde. Der 50-Jährige aus Norderstedt gehörte wie Beerbaum bereits vor zwei Jahren zum deutschen Quartett, das in Madrid Mannschafts-Gold gewann.

Nicht dabei ist der ursprünglich nominierte Beerbaum-Angestellte Philipp Weishaupt, dessen Pferd Monte Bellini unter einer Sehnenscheidenentzündung leidet und durch seine Chef mit Chiara ersetzt wurde. „Das ist wirklich sehr bitter für Philipp“, sagt Becker. Bereits im vergangenen Jahr verpasste der nominierte Weishaupt wegen einer Verletzung des Hengstes die Olympischen Spiele.

„Es zählen nur Nullrunden“, lautet das Motto von Becker für die drei Runden, die für die Teamwertung eingerechnet werden. „Die Parcourse sind bei den Mannschaftsspringen am unteren Level“, erläutert der Coach. Was Becker nicht sagt: Mit einfacheren Hindernissen sollen auch die schwächeren Nationen unfallfrei durchkommen. Schwere Stürze sollen so vermieden werden.

Solche Probleme gibt es in der Dressur nicht, die erst am Mittwoch beginnt. Das deutsche Team gehört neben Olympiasieger Großbritannien zu den Topfavoriten auf Gold. „Ich bin zuversichtlich, dass wir eine Chance haben“, sagte Bundestrainerin Monica Theodorescu. Kandidatin für eine Einzelmedaille ist in erster Linie Weltcup-Siegerin Helen Langehanenberg (Billerbeck) mit Damon Hill.