Noch ein WM-Schock: Gold-Pferd Sam verletzt
Warendorf (dpa) - Die Hiobsbotschaften für das deutsche Team vor der Pferdesport-WM in der Normandie reißen nicht ab.
Einen Tag nach dem Aus für das Dressurpferd Totilas und Reiter Matthias Rath beklagte das deutsche Aufgebot am Donnerstag drei weitere Ausfälle - darunter auch den des größten Goldfavoriten überhaupt: Seriensieger Michael Jung muss auf Sam verzichten, mit dem er vor vier Jahren als erster deutscher Vielseitigkeitsreiter Einzel-Gold bei einer WM gewonnen hatte. „Das ist sehr enttäuschend“, sagte Jung, der mit dem Wallach vor zwei Jahren in London auch olympisches Doppel-Gold geholt hatte.
„Ich hätte gerne den Titel mit Sam verteidigt“, sagte Jung. Der 32-Jährige aus Horb wird statt seines Top-Pferdes die neunjährige Stute Rocana reiten wird. Sam hat eine Entzündung in einem Vorderhuf, der einen WM-Start unmöglich macht. Am Mittwoch lief das Training in der Nähe von Bonn noch ganz normal, am folgenden Vormittag ging das erfolgreichste Vielseitigkeitspferd der Welt lahm.
„Glücklicherweise ist es nichts Ernstes, aber die WM ist für ihn gelaufen“, sagte Jung. Mit Rocana wird er höchstwahrscheinlich nicht zum Team gehören, sondern nur im Einzel reiten. „Das ist furchtbar schade“, kommentierte Bundestrainer Hans Melzer: „Aber in der Spitze sind wir breit aufgestellt.“
Die deutschen Reiter erlebten damit zwei Tage vor der Eröffnungsfeier eine weitere Schreckensnachricht. „Es ist dadurch nicht leichter geworden“, sagte Dennis Peiler, Sportchef bei der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN): „Aber wir stecken deshalb den Kopf nicht in den Sand.“
Zu den Vorsichtsmaßnahmen des Verbandes gehört auch, dass sich in der Dressur eine weitere Reiterin als Reserve bereithält. Fällt nach Rath und Totilas noch ein Paar aus, würde Jessica von Bredow-Werndl aus Tuntenhausen mit Unee nachrücken. „Wir haben sie sofort angerufen und ihr gesagt, dass sie nicht verreisen und sich bereithalten soll“, berichtete Bundestrainerin Monica Theodorescu. „Sie wird für den Fall der Fälle weiter trainieren.“ Bis zum Sonntagmorgen vor der tierärztlichen Untersuchung der Pferde in Caen darf noch getauscht werden.
Von Bredow-Werndl hält sich in der bayrischen Heimat bereit, während das vorgesehene Quartett um die fünfmalige Olympiasiegerin Isabell Werth aus Rheinberg mit Bella Rose früh am Donnerstagmorgen mit ihren Pferdetransportern in die Normandie aufbrachen. Zum Team gehören zudem die für Rath nachgerückte Fabienne Lütkemeier (Paderborn) mit D’Agostino sowie Helen Langehanenberg (Billerbeck) mit Damon Hill und Kristina Sprehe (Dinklage) mit Desperados.
Geschwächt durch einen Ausfall ist auch das Team in der Para-Dressur. Medaillenkandidatin Angelika Trabert kann wegen einer Verletzung ihrer Stute Ariva-Avanti nicht starten. Die 48 Jahre alte Reiterin aus Dreieich hatte vor vier Jahren in Kentucky Gold in der Kür der Klasse Grade 2 und Silber mit der Mannschaft gewonnen. Für Trabert rückt Steffen Zeibig (Arnsdorf) mit der Stute Feel Good nach. „Damit haben wir zwei Toppaare für die Mannschaften verloren“, sagte FN-Sportchef Peiler.
Auch die in Österreich lebende Westernreiterin Sylvia Rzepka kann bei der WM nicht starten, weil ihr Pferd The Ladys Al Ruf nach einer Hufbeinfissur nicht rechtzeitig gesund geworden ist. Rzepka war allerdings nicht für die Mannschaft, sondern nur für das Einzel nominiert. Ein Ersatzpaar ist nicht vorgesehen.