Springreiter Dreher als Spätstarter bei Weltcup-Finale

Göteborg (dpa) - Springreiter Hansi Dreher ist erstmals für das Weltcup-Finale qualifiziert, das am Donnerstag in Göteborg beginnt. Der 41 Jahre alte Spätstarter ist in dieser Woche besonders froh durchgehalten zu haben.

Vor drei Jahren wollte Hansi Dreher nicht mehr. Der Springreiter überlegte, „alles hinzuschmeißen“, wie er es rückblickend nennt: „Es ging nicht mehr weiter. Ich habe gedacht, ob ich lieber etwas ganz anderes mache.“

Mit den besten Reitern der Welt um die inoffizielle Hallen-Weltmeisterschaft zu kämpfen, das schreckt Dreher nicht. Sogar einen Sieg traut er sich zu. „Ich werde es zumindest versuchen, dafür reite ich Turniere“, sagt der Profi vor den drei Wertungsprüfungen in der schwedischen Hafenstadt. Wie schwer allein die Qualifikation für das Final-Turnier war, lässt sich daran erkennen, dass der viermalige Olympiasieger Ludger Beerbaum (Riesenbeck) in diesem Jahr scheiterte.

„Davon geträumt habe ich immer“, sagt Dreher: „Wirklich daran geglaubt habe ich nicht.“ Dreher ritt bis vor wenigen Jahren vornehmlich auf ländlichen Turnieren im Südwesten Deutschlands. Rund um das heimische Eimeldingen, einer Gemeinde im Landkreis Lörrach, war er als begabter Reiter bekannt. Doch außerhalb von Baden-Württemberg war Dreher ein Nobody.

Mit Constantin kam die Wende, und mit Embassy und Magnus Romeo kamen weitere Spitzenpferde hinzu. Im Sattel dieser Cracks ging es rasend schnell in die Weltspitze. „Eine sensationelle Entwicklung“, bescheinigt Bundestrainer Otto Becker dem Reiter.

„Das ist zwar das erste Mal bei so einem großen Turnier“, sagt der Coach: „Aber er reitet mit so einer Selbstverständlichkeit, als wenn er das schon immer gemacht hätte.“ Gute Nerven sind neben dem reiterlichen Können die größte Stärke des Senkrechtstarters.

Dreher ist der Debütant im deutschen Quartett. Die anderen drei Reiter haben alle bereits den Titel gewonnen: Meredith Michaels-Beerbaum (Thedinghausen), Marcus Ehning (Borken) und Christian Ahlmann (Marl). Im Kreise dieser Stars, die seit einem Jahrzehnt in der Weltspitze reiten, fühlt sich Dreher längst zu Hause. „Mit allen kann man reden, keiner ist abgehoben“, sagt der Profi, der den Pferdetransporter eigenhändig in einer Zwei-Tages-Tour über rund 1500 Kilometer nach Göteborg gelenkt hat.

Dass er mit den Stars der Szene mithalten und sie auch schlagen kann, das hat er bei der Global Champions Tour in Chantily und bei der Weltcup-Qualifikation in Bordeaux mit seinen Siegen eindrucksvoll gezeigt. „Es sieht so aus, dass Frankreich ein guter Platz für mich ist“, sagt Dreher. Da würde sich für das nächste Jahr eine Reise in die Normandie anbieten: Im Spätsommer findet in Caen die WM statt.