Verband: Werth trotz Verfahren für EM nominierbar

Balve (dpa) - Isabell Werth kann sich trotz des laufenden Verfahrens wegen verbotener Medikation Hoffnung auf eine Teilnahme an der Dressur-EM im August in Herning machen.

„Derzeit gibt es keine rechtliche Grundlage, sie nicht zu nominieren“, meinte Dennis Peiler, Sportchef der Deutschen Reiterlichen Vereinigung. Es gelte die Unschuldsvermutung, sagte er am Wochenende am Rande der deutschen Meisterschaften in Balve. „Bringt sie die Leistung, hat sie die gleichen Chancen für die EM und das CHIO in Aachen wie die anderen.“

Die Angelegenheit zieht sich schon ein Jahr hin. Bei Werths Pferd El Santo war nach den Rheinischen Meisterschaften in Langenfeld im Juni 2012 die verbotene Substanz Cimetidin nachgewiesen worden. Damit handelte es sich nicht um Doping wie 2009, als bei ihrem Pferd Whisper Fluphenazin nachgewiesen und sie sechs Monate gesperrt worden war. Neben Doping gibt es im Pferdesport die verbotene Medikation.

Cimetidin wird unter anderem bei Magengeschwüren eingesetzt, ist von der FN aber verboten. International ist das Mittel erlaubt, daher ist das Verfahren nur national. Allerdings würde eine von der FN ausgesprochene Sperre auch international gelten.

Sollte es soweit kommen, wäre das nicht nur bitter für Isabell Werth. Auch für das deutsche Team würde eine Zwangspause von ihr eine Schwächung bedeuten. In Balve meldete sich die 43-Jährige aus Rheinberg nach ihrem schwierigen Jahr 2012 eindrucksvoll zurück.

Hinter der überragenden Helen Langehanenberg mit Damon Hill hatte die fünfmalige Olympiasiegerin auf Don Johnson im Grand Prix, im Grand Prix Special ind in der Kür jeweils Platz zwei belegt - jeweils mit persönlichen Bestleistungen für Don Johnson. „Wenn er sich so weiterentwickelt, muss er sich in einem Dreivierteljahr nicht mehr davor fürchten, gegen die Sieger anzutreten“, sagte Werth über ihren stark verbesserten elf Jahre alten Wallach.

Noch vor einem Jahr hatte ihr bei den Meisterschaften im Sauerland erst El Santo die Gefolgschaft verweigert, dann verletzte sich Don Johnson im Viereck - Olympia war passé. „Ich habe das letzte Jahr schnell abgehakt. Man lernt durch die Tiefpunkte die Höhepunkte schätzen und ist dann auch emotional“, sagte sie und erklärte damit ihre Rührung bei der Siegerehrung nach dem Special.

Alles könnte so schön sein - wenn nicht das Verfahren bei der FN wäre. Werth beteuert ihre Unschuld und hofft, diese durch Gutachten beweisen zu können. „Das ist natürlich im Hinterkopf belastend. Ich bin aber optimistisch, dass in Kürze eine Entscheidung fällt und ich wieder befreit reiten kann“, sagte sie.

Dass die Sache schnell beendet wird, ist aber nicht sicher. Ende Juni beschäftigt sich die Disziplinarkommission der FN mit dem Fall. Das Ende des Verfahrens sei offen, sagte FN-Generalsekretär Soenke Lauterbach. Sicher ist nur, wann das EM-Team nominiert wird: Im Anschluss an den CHIO in Aachen Ende Juni. In das deutsche Team für das CHIO ist sie schon einmal berufen worden.