Vor dem Totilas-Comeback: Nationalteam siegt locker
Hagen/Osnabrück (dpa) - Totilas wartete in seiner Box auf das von den Fans ersehnte Comeback, während die deutsche Dressur-Nationalmannschaft unangefochten ihrem Sieg entgegen ritt.
Mit großem Abstand gewann das Gastgeber-Quartett den Nationenpreis beim Turnier in Hagen bei Osnabrück vor Dänemark und Spanien. „Das war super“, kommentierte Bundestrainerin Monica Theodorescu: „Dass wir hier nicht die Riesen-Konkurrenz haben, war aber vorher klar.“
Angeführt von der starken deutschen Meisterin Kristina Bröring-Sprehe dominierten die Deutschen den Wettbewerb, derweil blieb das berühmteste und teuerste Dressurpferd der Welt im Stallzelt. Die Totilas-Rückkehr nach einem Jahr Wettkampfpause ist erst an diesem Freitag geplant.
Die Mitglieder der Nationalmannschaft ließen sich von dem Rummel um Totilas nicht beeindrucken. Der Sieg stand ohnehin nie infrage, denn die meisten Konkurrenten schickten nur B-Mannschaften. Für die einheimischen Starter stand vielmehr der Kampf um die Tickets für die Europameisterschaft im August in Aachen in Vordergrund, denn Hagen ist die zweite Sichtung. „Der Trend ist positiv“, sagte die Bundestrainerin.
Ihren EM-Startplatz sicher haben dürften: Kristina Bröring-Sprehe (Dinklage) mit Desperados, Jessica von Bredow-Werndl (Tuntenhausen) mit Unee und Isabell Werth (Rheinberg) mit Don Johnson. Die Hoffnung, dass Werth ihr zuletzt verletztes Toppferd Bella Rose bei der EM reiten kann, hat sich endgültig zerschlagen. „Für mich ist das Thema abgehakt, es hat keinen Zweck“, sagte die fünfmalige Dressur-Olympiasiegerin.
Pech hatte Startreiter Hubertus Schmidt. Der Reiter aus Borchen-Etteln begann mit Imperio stark, ehe eine Sturmböe minutenlang über den Platz fegte und den Hengst verschreckte. „Das war ärgerlich“, kommentierte Schmidt: „Noch schlimmer als der Regen war der starke Wind.“ Ob der Ritt seine EM-Chancen mindert „weiß ich nicht, ich war auf jeden Fall erstmal geknickt“. Die Bundestrainerin sagte: „Das ist kein Desaster, angesichts des Wolkenbruchs hat er das gut gemacht.“
Das Turnier in Hagen ist auch für Matthias Rath und den immer wieder verletzten Totilas die letzte Chance, sich für die EM zu qualifizieren. Bei der ersten Sichtung bei der deutschen Meisterschaft war der Hengst noch nicht fit genug, weshalb Rath in Hagen auch nicht im Nationalteam mitreiten durfte.
Wie weit ist der 15-Jährige Hengst nun nach der langen Verletzungspause und zwölf Monaten ohne Turniereinsatz? Rath wollte darüber nicht reden, „erst am Freitag nach dem Ritt“. Der 30 Jahre alte Reiter aus Kronberg zeigte sich vor dem Comeback einsilbig und sagte lediglich: „Schön, wieder hier zu sein.“ An gleicher Stelle erlebte Rath vor drei Jahren eine gelungene Rückkehr in den Turniersport nach acht Monaten Pause: Er gewann zwei Prüfungen.
„Es liegt ein hoher Druck auf dem Reiter“, sagte Turnier-Organisator Ullrich Kasselmann. Als Pferdehändler hat er einen geübten Blick und sagte: „Totilas sieht fit aus.“ Auch die tierärztliche Untersuchung passierte das teuerste Dressurpferd der Welt ohne Beanstandungen.