Sind sie wirklich reich? Was die Preisgeld-Millionäre mit dem Geld machen

Leipzig (dpa) - Ist Marcus Ehning Millionär? „Nee“, sagt der Springreiter und grinst. „Schön wär's!“ Dabei gehört der Profi zu den drei deutschen Reitern, die nach Berechnungen eines niederländischen Fachdienstes in 2016 Preisgeld-Millionäre wurden.

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1,154 Millionen Euro sind für Ehning registriert.

Also doch ein Millionär? „Bei weitem nicht“, sagt Ehning. Trotz der siebenstelligen Summe versichert der Reiter aus Borken vor dem am Donnerstag beginnenden Weltcup-Heimspiel in Leipzig: „Ich kann vom Gewinngeld nicht leben.“

Ähnlich argumentiert Christian Ahlmann. „Das sind sicher gute Einnahmen“, sagt der Reiter aus Marl. Für seine Erfolge kassierte Ahlmann im Vorjahr 1,311 Millionen Euro. „Aber von den Preisgeldern allein kann kein Reiter seinen Turnierstall unterhalten. Von dem Gewinngeld zu leben, das geht nicht.“

Es bleibt tatsächlich nicht viel übrig vom ausgeschütteten Geld. „25 bis 35 Prozent Steuern ziehen sie bei den ausländischen Turnieren direkt ab“, erklärt Ehning: „Vom Rest geht die Hälfte an die Pferdebesitzer.“ So bleiben von einer Million nur rund 300 000 Euro. Und von denen muss der Reiter seinen Betrieb unterhalten.

„Zu bezahlen sind Flüge, Turnier-Gebühren, der Transport von Pferden und Pflegern, die Unterkünfte“, erläutert Ehning die Kosten beim Turnier. „Nur bei den wenigsten Veranstaltungen werden diese Kosten übernommen.“

Und daheim sind Stallungen zu unterhalten und Pferdetransporter zu bezahlen. Rund 40 Turnierpferde stehen in Ehnings Stall. Die verursachen Kosten, etwa durch Fütterung, Tierarzt und Schmied. Zehn Mitarbeiter beschäftigt der dreimalige Weltcup-Gewinner. Darunter sind Pfleger, zwei Turnierreiter, die sich vor allem um die jüngeren Pferde kümmern, und ein Angestellter „für den Papierkram - dazu komme ich selber nicht“. Von Donnerstag bis Sonntag ist Ehning fast jedes Wochenende bei einem Turnier, so wie jetzt in Leipzig. Oft bleiben daheim nur drei oder vier Tage für Training und Organisation.

Ein hoher sechsstelliger Betrag ist als fester Kostenblock bei einem Weltklasse-Reiter pro Jahr einzukalkulieren. „Die Unterhaltung eines Stalles ist enorm teuer“, sagt Bundestrainer Otto Becker, früher selbst ein Spitzenreiter. Und dabei ist das Wichtigste noch nicht eingerechnet - die Pferde selber.

Ein bis zwei Millionen kostet ein fertig ausgebildetes Weltklasse-Pferd, mindestens. „Wenn sie keinen Sponsor oder Mäzen haben, müssen sie die besten Pferde verkaufen“, erklärt der Bundestrainer: „Ohne unsere Pferdebesitzer in Deutschland würden wir nicht so viele Medaillen gewinnen.“

Daniel Deußer, der dritte deutsche Preisgeld-Millionär, ist eine Ausnahme. Der Hesse ist nicht selbstständig wie Ahlmann und Ehning, sondern reitet als Angestellter eines belgischen Turnier- und Handelsstalles.

„Geld wird auch mit Pferdehandel verdient“, sagt der Bundestrainer. Die besten Pferde behalten die Reiter nach Möglichkeit aber selber. Schließlich sind sie in erster Linie Sportler, die erfolgreich sein wollen. Handel ist für viele eher Mittel zum Zweck.