Zuversicht trotz verpasster Springreiter-Medaille

Herning (dpa) - Glücklich sah Otto Becker nach dem Einzel-Finale nicht aus. Die EM-Medaillen waren für die deutschen Springreiter zum Greifen nahe, doch Daniel Deußer und Ludger Beerbaum vergaben nach Mannschafts-Silber die Chance auf weiteres Edelmetall.

„Wir hatten uns eine Medaille erhofft, keine Frage“, sagte der Coach: „Wir waren ganz nah dran.“

Dass des Bundestrainers Fazit dennoch „zufriedenstellend“ ausfiel, hat wahrscheinlich auch mit der jüngeren Vergangenheit zu tun. Nach dem Absturz bei den Olympischen Spielen und dem Debakel beim Weltcup-Finale wurde die deutsche Mannschaft Zweiter und brachte im Einzel immerhin zwei Reiter unter die ersten Sechs.

Der im belgischen Mechelen lebende Daniel Deußer kam als bester Deutscher mit dem Wallach Cornet d'Amour auf Platz fünf, Ludger Beerbaum landete direkt dahinter mit seiner Stute Chiara auf Rang sechs. Christian Ahlmann aus Marl kam mit Codex one auf Rang zwölf, während der chancenlos zurückgefallene Carsten-Otto Nagel aus Norderstedt auf einen Start im Einzel-Finale verzichtete.

Neuer Europameister wurde der 47-jährige Franzose Roger Yves Bost mit Myrtille vor den beiden Briten Ben Maher mit Cella und Scott Brash mit Hello Sanctos. „Es sind die richtigen vorne“, kommentierte Becker.

Deußer und Beerbaum hatten in den beiden abschließenden Runden jeweils einen Abwurf und vergaben so die Möglichkeit auf Edelmetall. „Ich hatte mir mehr vorgenommen“, gab EM-Debütant Deußer zu, der nach insgesamt fünf Runden an vier Tagen mit seinem Wallach Cornet d'Amour der beste Reiter des Teams war. „Trotzdem ist der fünfte Platz im Einzel und eine Mannschaftsmedaille für mich zufriedenstellend. Es war sein erstes Championat, und es war mein erstes Championat.“

Beerbaum hätte - wie Deußer - mit zwei makellosen Runden ebenfalls eine Medaille gewinnen können. Doch der 49-Jährige aus Riesenbeck wirkte entspannt und sagte zu den Journalisten: „Ihr werdet es nicht glauben, ich bin trotzdem zufrieden. Richtig gut wäre es mit Medaille gewesen, aber auch so ist es okay.“ Die erst neunjährige Chiara ist sein Pferd für die Zukunft.

Gerade die beiden jungen Pferde von Deußer und Beerbaum geben Becker Zuversicht für die WM im kommenden Jahr in Frankreich und für die Olympischen Spiele 2016 in Brasilien. Zu den Zukunftshoffnungen des Coaches gehört auch Cornado, das Pferd von EM-Ersatzreiter Marcus Ehning. Für den 39 Jahre alten Reiter aus Borken, der über seine verpasste Nominierung „sehr enttäuscht“ war, endete die Reise nach Dänemark am Sonntagmorgen noch versöhnlich, weil er im Großen Preis von Herning siegte.

Ehning gewann das Springen, das zum Rahmenprogramm der Europameisterschaft gehörte, mit Cornado. Im Sattel des zehn Jahre alten Hengstes benötigte er im Stechen 42,02 Sekunden und siegte vor dem Russen Wladimir Belezki mit Mats' Up (0/43,43) und dem Belgier Olivier Philippaerts mit Denver (0/43,46). Dank des Preisgeldes von 14 440 Euro hat sich die Reise nach Dänemark für Ehning doch noch gelohnt.