Zwei Olympia-Strategien: Mit oder ohne Weltcup

Kiel (dpa) - Der Weg zu den Olympischen Spielen in London beginnt für die Springreiter in Oslo und in Kiel. Beim Auftakt der Hallensaison an diesem Wochenende zeigen sich die unterschiedlichen Strategien der deutschen Springreiter in vorolympischen Winter.

Fünf Topreiter reisen nach Norwegen zur ersten Station des Weltcups, die schleswig-holsteinischen Welt- und Europameister Carsten-Otto Nagel (Wedel) und Janne Friederike Meyer (Schenefeld) reiten lieber beim Heimspiel in Kiel. „Das sind zwei verschiedene Systeme“, erklärte Bundestrainer Otto Becker.

Nagel und Meyer lassen es im Winter ruhiger angehen und versuchen erst gar nicht, sich für die inoffizielle Hallen-WM in 's-Hertogenbosch im April 2012 zu qualifizieren. Sie reiten bei den 13 Weltcup-Stationen in Westeuropa nur sporadisch mit. „Sie sind in den vergangenen beiden Jahren damit gut gefahren“, sagte Becker. Das Duo aus dem nördlichsten Bundesland gehörte zuletzt zweimal zum deutschen Gold-Team.

Ein Weltklasse-Quintett reitet am Wochenende nicht in Kiel, sondern ist noch weiter in den Norden gereist. Titelverteidiger Christian Ahlmann (Marl) setzt wie die ehemaligen Weltcup-Sieger Marcus Ehning (Borken) und Meredith Michaels-Beerbaum (Thedinghausen) wieder auf die wichtigste Hallenserie und startet in der Telenor Arena. Insgesamt acht deutsche Reiter sollen nach den Planungen des Bundestrainers in den kommenden Monaten versuchen, genug Qualifikations-Punkte für das Final-Turnier in den Niederlanden zu sammeln.

„Olympia ist nächstes Jahr sehr früh, da muss man sich besonders früh entscheiden“, erklärte der Bundestrainer. „Im Mai beginnt die heiße Phase vor London, da kann man nicht mit dem selben Pferd im April das Finale in der Halle reiten.“

Nagel und Meyer haben mit Corradina und Lambrasco jeweils nur ein Toppferd. „Ich muss meine Einsätze dosieren“, sagte Nagel. „Ich muss sie nicht jedes Wochenende reiten.“ Nagel hat aber ebenso wie Meyer einen Start beim Weltcup-Heimspiel in Stuttgart eingeplant.

„Andere haben mehr Möglichkeiten“, sagte Becker. Titelverteidiger Ahlmann startet beim Weltcup-Auftakt in Oslo und eine Woche später bei der Station in Helsinki, obwohl sein beiden Toppferde Taloubet und Codex one nach Verletzungen noch nicht wieder richtig fit sind. Der amtierende Weltcup-Sieger setzt auf Lorenzo und Firth of Clyde.

„Ich plane derzeit von Woche zu Woche“, sagte Ahlmann, der auf ein Comeback von Taloubet zum Ende des Jahres hofft. Der Hengst, mit dem er dieses Jahr das Final-Turnier in Leipzig gewonnen hatte, wird nach einer Verletzung zunächst in der Zucht eingesetzt. „Für Olympia gibt es noch keine spezielle Planung“, erklärte Ahlmann, der erst seit dem 6. Oktober auf einen Einsatz in London hoffen darf.

Der internationale Sportgerichtshof (CAS) hatte die sogenannte Osaka-Regel gekippt und den Olympiastart von Dopingsündern ermöglicht. Ahlmann war acht Monate gesperrt, weil 2008 in Hongkong bei seinem Pferd Cöster die verbotene Substanz Capsaicin gefunden worden war. „Es ist noch ausreichend Zeit“, sagte Ahlmann.