Titelkämpfe in Paris Ringer fiebern WM entgegen - „Eiffelturm wird Kopf stehen“

Paris (dpa) - Deutschlands Vorzeige-Ringer Frank Stäbler denkt gar nicht ans Tiefstapeln. Wenn der extrovertierte Athlet am Montag in die Weltmeisterschaften in Paris startet, soll es gleich zum Auftakt der Wettkämpfe schwarz-rot-goldenen Jubel geben.

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„Ich lege vor, dann wird der Eiffelturm Kopf stehen“, sagte der 28-Jährige. Zwei Jahre nach dem WM-Gold-Coup in Las Vegas will Stäbler das 20-köpfige Team des Deutschen Ringer-Bundes (DRB) in Frankreich zu Erfolgen treiben. Neben dem Routinier stehen Youngster Denis Kudla als Olympia-Dritter von Rio und Ex-Weltmeisterin Aline Focken bei den Frauen im Fokus.

„Vom Griechisch-Römisch-Team erhoffe ich mir eine Medaille, das ist schon das Ziel. Und bei den Frauen kann es auch eine Medaille werden. Auf Namen lege ich mich aber nicht fest, das funktioniert nicht. Im Freistil sind wir von der Weltspitze noch ein Stück weit entfernt“, sagte DRB-Sportdirektor Jannis Zamanduridis vor dem Saisonhöhepunkt. „Aber jede WM muss neu gerungen werden. Das Vergangene zählt nicht.“

Wie man Gold erkämpft, das hat Stäbler schon vor zwei Jahren gezeigt. Anders als damals wird er aber nicht in der Gewichtsklasse bis 66 Kilogramm, sondern in der Kategorie bis 71 Kilogramm antreten. Das erspart dem normalerweise 74 Kilogramm schweren Sportler extremes Gewichte-Machen; so nennt man das gängige, aber gesundheitsschädliche Abnehmen vor dem Wiegen von bis zu acht Kilogramm innerhalb weniger Tage. Zudem gab es noch keinen deutschen Weltmeister in zwei Klassen. „Da kann man Geschichte schreiben“, betont er. „Das motiviert mich.“

Planbar sind Medaillen aber nicht, für den großen Triumph muss neben der Tagesform auch die Auslosung passen. Weil es keine Setzliste wie etwa im Tennis gibt, drohen Stäbler früh im Turnier Kämpfe gegen Top-Favoriten. „Wenn die Sterne richtig stehen, ist alles möglich“, meint er. Ein Ende Juni zum zweiten Mal innerhalb von zwei Monaten gerissenes Innenband im Knie soll ihn nicht entscheidend stören.

Der Mann der Zukunft im deutschen Team ist Kudla, der wie Stäbler im Griechisch-Römisch-Wettkampf in der Klasse bis 85 Kilogramm gleich am Montag dran ist. Nach seinem bronzenen Olympia-Überraschungserfolg hat der 22-Jährige auch bei der WM Edelmetall im Visier. „Eine Medaille erhoffe ich mir schon“, sagt er. „Ich fahr nicht als Tourist hin, nur um einen Kampf zu machen und mir dann Paris anzugucken.“

Bundestrainer Michael Carl bemüht sich, den Druck vom Schützling zu nehmen, schließlich bestreitet Kudla seine ersten Weltmeisterschaften überhaupt. „Wer zum ersten Mal bei einer WM ringt, ist grundsätzlich nicht Favorit“, sagt der Coach. „Ich habe ihm gesagt, dass er Spaß haben und sich keinen Druck machen soll.“ Die Konkurrenz sei stark, gleich zehn 85-Kilogramm-Kämpfer hätten das Zeug zu WM-Gold.

Als verhältnismäßig kleine Ringer-Nation konnten die Deutschen zuletzt bei vier aufeinanderfolgenden Großereignissen Medaillen feiern. Stäbler holte neben seinem WM-Titel 2015 in Las Vegas noch eine Bronzemedaille (2013), Focken gewann Gold 2014 und Bronze ein Jahr später. Dazu kam eine Silbermedaille von Oliver Hassler 2014 und Kudlas Bronze-Plakette von Rio. „Ich würde mir wünschen, dass unsere Serie so schnell nicht reißt“, meint Coach Carl hoffnungsvoll.