Olympisches Segel-Revier hat Stresstest bestanden

Weymouth (dpa) - Die olympischen Regatten vor Weymouth könnten die erfolgreichsten seit den Spielen von Sydney werden - denn sie sind eine Herzensangelegenheit der Gastgeber. Wie schon vor elf Jahren in Australien werden die Segler auch 2012 zu den aussichtsreichsten Sportlern des Ausrichterlandes zählen.

Und trotz der immerhin 175 Kilometer Entfernung von London könnten sie in den Mittelpunkt des öffentlichen britischen Interesses rücken. Nach der Hitzeschlacht ohne Zuschauer in Athen 2004 und dem Ärger mit Algenpest und dreckigen Gewässern in China 2008 freuen sich Aktive und Fans auf eine Regatta auf höchstem Niveau. Für besondere Würze sorgt der britische Star Ben Ainslie, der im Heimatrevier mit seiner möglichen vierten Goldmedaille - neben einer silbernen - zum erfolgreichsten Olympia-Segler aufsteigen und Paul Elvström (4 x Gold) aus Dänemark und Jochen Schümann (3 x Gold, 1 x Silber) überholen könnte.

Gastgeber Großbritannien, erfolgreichste Segelnation der vergangenen drei Sommerspiele, tritt 2012 als Favorit an. Entsprechend überzeugend haben die Veranstalter in den vergangenen zwei Wochen ihre Testregatta im beschaulichen Abseits der Krawalle in anderen britischen Städten absolviert.

Das Veranstaltungsgelände - die „Weymouth and Portland National Sailing Academy“ - war als erste Olympia-Stätte bereits im November 2008 fertig. Knapp drei Jahre später ist die Generalprobe gelungen. „Die Veranstalter sind gut organisiert und strukturiert“, sagt Nadine Stegenwalner, Sportdirektorin des Deutschen Segler-Verbandes (DSV). Es seien zwar noch ein paar Fischerboote durch die Regatten gefahren, auch die Sicherheitsmaßnahmen waren eher locker - „doch das dürfte sich 2012 ändern“.

Das südwestenglische Revier zählt zu den anspruchsvollsten der Welt. „Die Segelmedaillen 2012 wird vor Weymouth nur gewinnen können, wer alles beherrscht“, sagt Starboot-Steuermann Robert Stanjek aus Berlin, der am Freitag beim Testdurchlauf um einen Platz im Medaillenfinale der besten Zehn kämpft.

Die Gewässer zwischen der Küste von Dorset und der kleinen Halbinsel Portland haben jede nur erdenkliche Herausforderung zu bieten: starke Strömung, Fallwinde, Sturm, Flaute, flaches Wasser, Wellengang. Das Wetter ist launisch, präsentiert den Aktiven manchmal stündlich neue Herausforderungen. Und den Zuschauern an den umliegenden Ufern teilweise ganz nahe Live-Erlebnisse.

In den Ohren der ohnehin nur in seinem Schatten segelnden Konkurrenz muss das Urteil von Ainslie schon jetzt furchterregend klingen: „Dieses Revier zählt zu den besten auf dem Planeten.“ „Big Ben“ beherrscht es und kann in seinem Finn Dinghy am Samstag Sieger der Generalprobe werden.