Silberner Koch als Inspiration für andere?

Barcelona (dpa) - Schlafen, Schlafen, Schlafen. Viel entspannter hätte Marco Koch den größten Tag seiner Karriere nicht erleben können. Bis halb zehn hatte er am Morgen „ausgeschlafen“, sich Mittags noch einmal zwei Stunden aufs Ohr gelegt - und nach Silber über 200 Meter Brust?

Barcelona (dpa) - Schlafen, Schlafen, Schlafen. Viel entspannter hätte Marco Koch den größten Tag seiner Karriere nicht erleben können. Bis halb zehn hatte er am Morgen „ausgeschlafen“, sich Mittags noch einmal zwei Stunden aufs Ohr gelegt - und nach Silber über 200 Meter Brust?

Da plante er keine Feier, sondern mochte den Gewinn der ersten deutschen Beckenschwimm-Medaille der WM in Barcelona „im Stillen“ genießen. „Ich werde meine Familie zu Hause anrufen“, erklärte Koch, „und dann werd' ich mich ins Bett legen und schlafen.“

Bei den Teamkollegen kam er nach seinem mitreißenden Auftritt aber nicht so einfach davon. „Wir haben ihn natürlich gefeiert, wenn einer die erste Medaille holt, kann man ihn schon mal feiern“, erklärte Freistilsprinterin Dorothea Brandt am Morgen danach. Einen „sehr langen, sehr lauten Applaus“ hatte es bei der Mannschaftssitzung gegeben. Die Entwicklung Kochs könne „Inspiration für andere“ sein, sagte Brandt. „Der Junge hat es auch nicht vom ersten Tag an geschafft. Daraus kann man ganz viel lernen.“

In der Tat liegt ein langer Lernprozesse hinter Koch, der wie so viele deutsche Schwimmer frustrierende Olympische Spiele in London erlebte. Platz 13 war nicht das, was er sich nach guten Vorleistungen versprochen hatte. „Danach hat man erstmal gar keine Lust mehr“, schilderte der 23-Jährige. „Aber dieses Jahr hat endlich mal alles gepasst.“ An seinen deutschen Rekord von 2:08,33 Minute aus der Zeit der Hightech-Anzüge kam Koch zwar nicht heran, aber immerhin schwamm er in 2:08,54 „Bestzeit in Badehose“. Nur Ungarns Dauer-Weltmeister und Olympiasieger Daniel Gyurta (2:07,23) war schneller.

Eine Lehre aus der Olympia-Enttäuschung war die veränderte Anreise. Statt weit vor seinem Wettkampf, wie in London, reiste Koch in Barcelona recht knapp an. So verlor er nicht die Spannung - und von den Negativerlebnissen innerhalb der Mannschaft ließ er sich sowieso nicht anstecken. „Man darf das nicht an sich heranlassen, nur weil jemand anderes nicht so gut schwimmt. Wir haben uns alle individuell vorbereitet, deswegen hat es keine Aussagekraft über meine Leistung“, betonte Koch, der bei den deutschen Meisterschaften in Berlin zur Überraschung aller wegen eines technischen Fehlers disqualifiziert worden war. Ins WM-Aufgebot durfte er wegen guter Leistungen trotzdem. Zum Glück für den Verband.

Der Erfolg des angehenden Studenten der Wirtschaftspsychologie soll nun der gesamten Mannschaft für den WM-Endspurt Auftrieb geben. „Es war wirklich toll, Marco hat das toll hingekriegt, sich noch mal gesteigert. Es hilft natürlich auf jeden Fall“, betonte Henning Lambertz. Nach seiner ersten Beckenschwimm-Medaille als Chefbundestrainer fiel dieser sich vor laufender ARD-Kamera mit Franziska van Almsick in die Arme. Unabhängig von Kochs WM-Plakette dürfe man nicht den Fehler machen, „dass man das vergisst, was in den letzten Tagen passiert ist. Man muss schon kritisch bleiben und hinschauen.“