So funktioniert Sport im Fernsehen

Boxen und Formel 1 verlieren Quote, Biathlon steigert seinen wert. Und über allem thront der Fußball.

Das Champions-League Spiel zwischen dem FC Barcelona und dem FC Bayern München haben in Deutschland 13,46 Millionen Zuschauer im Fernsehen geschaut.

Foto: Tobias Hase

Hannover. Keine WM und keine EM - und trotzdem dominiert der Fußball die Hitliste mit den meistgesehenen Sportsendungen des Jahres. Das Spiel zwischen dem FC Barcelona und dem FC Bayern München war mit 13,46 Millionen Zuschauern der Quoten-Hit 2015. Das Halbfinale der Champions League im ZDF lag allerdings deutlich hinter dem letztjährigen Finale der Fußball-WM, das mit 34,57 Millionen eine historische TV-Bestmarke aufstellte.

DER SIEGER: „Der Trend zum Fußball ist seit Jahren so“, sagt ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz: „Das hat sich nicht verschärft, ist aber nach wie vor eindeutig.“ Das Zweite profitiert davon mit der Champions League und der erfolgreichsten Sportsendung des Jahres.

Das Halbfinale in Barcelona verzeichnete mit 43,2 Prozent auch den höchsten Marktanteil, der für die TV-Sender besonders wichtig ist. Zehn Spiele unter den Top 30 der beliebtesten Sportsendungen erfreuen die Mainzer.

DIE ÜBERRASCHUNG: Wie dominant der Fußball ist, lässt sich an der Nummer 41 des Rankings erkennen: 6,33 Millionen Menschen saßen im August vor dem Fernseher und schauten ein Spiel um den bedeutungslosen Audi-Cup. „Fußball ist nicht zu schlagen“, sagt Gruschwitz.

GEWINNER RTL: Wenn Fußball gezeigt wurde, durfte RTL lange Zeit nur zuschauen. In diesem Jahr schaffte es der Privatsender dank der EM-Qualifikation mit der Nationalmannschaft gleich fünfmal in die Top Ten der meistgesehenen Sendungen. „Diese hohen Zuschauerzahlen im zweistelligen Millionenbereich haben unsere Erwartungen mehr als erfüllt“, schwärmt RTL-Sportchef Manfred Loppe. Sein Sender sei mit der EM-Qualifikation „im Durchschnitt aller Übertragungen sogar erfolgreicher“ als andere Fußballspiele, lautet Loppes Rechnung.

BOXEN: Der Kampf von Wladimir Klitschko gegen Tyson Fury kam mit 8,91 Millionen als beste Nicht-Fußball-Übertragung auf Rang 18. Das ist nicht schlecht, aber beim Boxen hat RTL schon bessere Zeiten erlebt. So sahen Klitschkos Kampf gegen Shannon Briggs 2010 13,34 Millionen Menschen.

FORMEL 1: Die TV-Quoten für Motorsport sind weiter rückläufig. Im Durchschnitt schauten in der abgelaufenen Saison 4,20 Millionen Zuschauer die Rennen. 2014 waren es noch 4,35 Millionen. „Ich würde mir wünschen, dass sich die Formel 1 wieder auf das eigentliche, nämlich den Rennsport, konzentriert und nicht so viel Aufmerksamkeit durch Diskussionen bindet, die in letzter Konsequenz mehr Probleme schaffen als Lösungen“, kritisiert RTL-Sportchef Loppe.

WINTERSPORT: Biathlon ist kurz davor, die Formel 1 im Quoten-Rennen endgültig zu überholen. Erfolgreichste Wintersport-Übertragung 2015 war jedoch das Neujahrsspringen der Vierschanzentournee, das mit 6,03 Millionen auf Rang 48 liegt. „Der Wintersport ist sehr stabil“, sagt der ZDF-Sportchef: „Boxen und Formel 1 haben die ganz große Attraktivität verloren und - außer bei Klitschko - nicht die Zahlen früherer Jahre.“