Souveräne Bundesligisten - Kiel letzter „Underdog“

Düsseldorf (dpa) - Die Sensationen blieben aus, das Achtelfinale des DFB-Pokals ist mit vier Ausnahmen eine Exklusivpräsentation der Bundesliga. Zwölf unter den Top 16, dazu die Zweitligisten VfL Bochum, Fortuna Düsseldorf und SpVgg Greuther Fürth und ein letzter Fußball-Zwerg aus Kiel.

Nord-Regionalligist Holstein Kiel schaltete den MSV Duisburg aus und sorgte beim Cup-Finalisten mit dem 2:0 für Spekulationen um eine Beurlaubung von Trainer Milan Sasic.

Titelverteidiger Schalke 04 und Rekordgewinner Bayern München blieben gegen zweitklassige Vereine ungefährdet. Den Gelsenkirchenern gelang durch späte Treffer von Klaas-Jan Huntelaar und Joel Matip ein 2:0 beim Karlsruher SC, die Jupp-Heynckes-Elf schickte den FC Ingolstadt mit einer 6:0-Packung nach Hause. Professionell entledigten sich auch der VfB Stuttgart (3:0 gegen den FSV Frankfurt), der 1. FC Nürnberg (2:1 bei Erzgebirge Aue) und Hertha BSC (3:0 bei Rot-Weiss Essen) ihrer Pflichtaufgaben.

Richtig dramatisch wurde es in Teil zwei der zweiten Hauptrunde nur in Hannover und Frankfurt. Torhüter Christian Wetklo rettete dem FSV Mainz 05 mit einem gehaltenen Foulelfmeter in der letzten Sekunde der Verlängerung das 1:0 durch Andreas Ivanschitz (93. Minute) bei Bayern-Bezwinger 96. Das Südwest-Derby zwischen der zweitklassigen Eintracht und Bundesligist 1. FC Kaiserslautern entschied Richard Sukuta-Pasu mit seinem Treffer in der 118. Minute zugunsten der „Roten Teufel“.

Den Erfolg bei den Hessen muss Kaiserslautern aber womöglich teuer bezahlen. FCK-Vorstandschef Stefan Kuntz fürchtet nach neuerlichen Ausschreitungen „eine empfindliche Geldstrafe“. Zu Beginn des Spiels hatten Lauterer Anhänger in ihrem Fanblock Feuerwerkskörper gezündet und einen Ordner tätlich angegriffen. Eine Hundertschaft Polizei musste die Lage beruhigen. Bei gewalttätigen Auseinandersetzungen vor der Partie wurden acht Polizisten verletzt und neun Personen festgenommen. Ein Beamter erlitt nach einem Steinwurf sogar schwere Verletzungen.

Die „Underdogs“ von Holstein Kiel schossen sich ausschließlich mit sportlichen Mitteln in das Rampenlicht und träumen jetzt vom großen Los, wenn Nationaltorhüterin Nadine Angerer am Sonntag in die Trommel greift. „Das war großartig, jetzt wird unser Club bundesweit wahrgenommen“, stellte Holstein-Präsident Roland Reime nach dem Erfolg über den zwei Klassen höheren spielenden MSV Duisburg fest. Die Bayern oder Nord-Rivale Hamburger SV wären am 20./21. Dezember ein willkommenes vorzeitiges Weihnachtsgeschenk.

Rekord-Cupsieger Bayern schenkte drei Tage nach dem 0:1 in Hannover und dem Wutausbruch von Präsident Uli Hoeneß den bemitleidenswerten Zweitliga-Profis aus Ingolstadt durch Nils Petersen (53./70.), David Alaba (49.), Thomas Müller (33.) und den Japaner Takashi Usami (90.) kräftig ein. Das Eigentor von Marvin Matip (82.) sprach Bände für die Hilflosigkeit der in Spielhälfte zwei völlig überforderten Gäste. „Das hier gibt nicht nur mir einen Schub, das gibt einigen einen Schub“, prognostizierte Doppel-Torschütze Petersen.

Ähnlich souverän gestalteten auch Stuttgart und Hertha BSC ihre Pokalauftritte. Die Schwaben taten sich beim 3:0 gegen Zweitligist FSV Frankfurt lange schwer, die Berliner beendeten mit ihrem Erfolg in gleicher Höhe beim West-Regionallisten Rot-Weiss Essen einen Fluch: Viermal nacheinander waren sie in der zweiten Runde gescheitert. „Ich erwarte, wenn wir heimkommen, dass ein Autokorso stattfindet“, sagte Hertha-Coach Markus Babbel im Scherz.