Sport Sponsoring: Biete Brüste, suche Geld
Wie Vereine heutzutage an Sponsoren kommen: Beispiele aus Ratingen und Wuppertal.
Ratingen. 30 000 Euro, die sollten es dann schon sein. Immerhin bieten die Handballer der SG Ratingen zwar „nur“ die 3. Liga, aber doch irgendwie ihr Bestes. „Unsere Brüste“, sagt Ben Schütte, „sind für Sponsoren am interessantesten.“ Schütte kümmert sich um die Vermarktung des Drittligisten. Und „unsere Brüste“ — das ist der Platz auf der Trikotbrust, der im Fall des Daueraufsteigers noch frei ist.
Dabei braucht man auch in der 3. Liga Geld, um erfolgreich zu sein. 30 000 Euro ist eine Wunschvorstellung, aber realistisch war das weniger. 2011 ist der Verein gegründet worden, ist jedes Jahr aufgestiegen und hat in der vergangenen Saison mit der Trainer-Größe Richard Ratka, ein Ex-Nationalspieler und Erstliga-Coach, die Klasse gehalten. Das ist honorig. Aber trotzdem ist es ein zäher Kampf, lokale Unterstützer zu finden, die in größerem Rahmen Geld verteilen.
„Die Wahrscheinlichkeit, dass wir einen zahlungskräftigen Sponsoren finden, war nicht groß. Also haben wir uns etwas Erfolgsversprechenderes überlegt“, erzählt Schütte. Und präsentiert nun die Idee: Die Trikotbrust wird verlost. Für je 999 Euro können Unternehmen ein Los kaufen, auch mehrere. Letzteres würde die Chance erhöhen, am Ende Gewinner zu sein und tatsächlich auf dem Trikot zu erscheinen, plus allerhand anderer Werbeplattformen in Anspruch zu nehmen.
Wer gewinnt, hat für 999 Euro viel erreicht, wer nicht gewinnt, hat nicht verloren. Sagt Schütte. Der sei dann nämlich Mitglied im „Löwen-Club“, erhalte zwei Dauerkarten für alle Heimspiele, Zugang zum VIP-Raum, Präsentation auf der vereinseigenen Homepage und im Saisonheft sowie eine Bannerwerbung in der Halle. Ideen muss man haben.
Am Ende werden die Ratinger Löwen wohl auf diese Weise locker zu ihren 30 000 Euro kommen: 25 Sponsoren sind bereits angesprungen. 999 Euro — diese Hürde ist zu nehmen. Einige Unterstützer helfen im Gegenwert von 999 Euro mit Sachleistungen, ein Unternehmen installiert etwa W-Lan in der Ratinger Sporthalle — und ist am Ende ebenfalls in der Lostrommel.
Erfunden haben die Ratinger Handballer das Rad allerdings nicht. Die Fußballer der Stadt verlosen im dritten Jahr, auch die Oberliga-Kicker des Wuppertaler SV haben ihre Trikotbrust gerade wie schon RW Oberhausen und SpVgg Velbert zuvor dem gegeben, der am Ende mehr Glück als Geld hatte. Mit 28 verkauften Losen für je 1954 Euro, was eine Gesamteinnahme von 54712 Euro bedeutet. Gewonnen hat in Wuppertal ein Bestattungsunternehmen, das den Gewinn an die vereinseigene Horst-Buhtz-Jugendstiftung weitergereicht hat, die an den großen verstorbenen Ex-Trainer erinnert.
„Die tolle Resonanz der Wuppertaler Unternehmen freut uns sehr. Sie zeigt, dass unsere Idee genau richtig war“, sagte WSV-Vorstand Alexander Eichner. Mehr Geld als erwartet eingenommen und den Ex-Trainer auf der Spielerbrust: Mehr Erfolg geht nicht.