European Championships Sportler und TV glücklich: Quoten zum Schnäppchenpreis
Berlin (dpa) - Eine derart einheitliche Glückseligkeit bei Sportlern, Funktionären und TV-Machern ist ungewöhnlich. Die Fernseh-Übertragungen von den European Championships sorgten für ein unerwartetes Quoten-Feuerwerk und fröhliche Gesichter bei allen Beteiligten.
Es habe sich „ein Hauch von Olympia eingestellt, die Championships haben ein eigenes Flair entwickelt“, sagte ZDF-Sportchef Thomas Fuhrmann: „Und der Zuschauerzuspruch zeigt das.“
Gemeinsame Europameisterschaften in sieben Sportarten waren ein gewagtes Experiment, vor allem für das Fernsehen. An zehn Tagen gab es von morgens bis abends Live-Übertragungen, die immer erfolgreicher wurden. „Das hat sich jeden Tag gesteigert“, analysierte ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky: „Das war erstaunlich“.
Im Schnitt sahen 2,09 Millionen Zuschauer alle Übertragungen in der ARD und im ZDF. Das ergibt nach Angaben der Sender einen durchschnittlichen Marktanteil von 15,6 Prozent. „Insgesamt haben mehr als 43 Millionen Zuschauer mindestens eine Übertragung von den European Championships gesehen, und auch die jungen Zuschauer haben sich überdurchschnittlich für unsere Übertragungen interessiert“, sagte Balkausky am Montag. „Das ist ein herausragendes Ergebnis.“
„Die Kosten-Nutzen-Relation stand in einem sehr guten Verhältnis bei den Championships“, sagte ZDF-Sportchef Fuhrmann, ohne Zahlen zu nennen. „Was die Rechtekosten betrifft, liegen die der Olympischen Spiele in gänzlich anderen Bereichen und sind unvergleichbar“, sagte Stefan Kürten von der EBU (European Broadcasting Union).
Ein Rechte-Paket von zwei Olympischen Spielen (Sommer und Winter) kostet für den deutschen Markt mehr als 100 Millionen Euro. Deutlich weniger als zehn Prozent dürften es für ARD und ZDF bei den European Championships gewesen sein. Mit den teilnehmenden Sportverbänden hat die EBU Einzel-Verträge. Die Rechtekosten werden unter den europäischen TV-Anstalten aufgeteilt.
„Im Produktionskostenbereich und beim Personal war der Aufwand schon hoch, aber nicht vergleichbar mit Olympischen Spielen“, sagte ARD-Sportkoordinator Balkausky. „Dennoch haben ARD und ZDF wirklich investiert in dieses Ereignis.“
Diese Investition hat eine sehr hohe Rendite in Form von Quoten gebracht, der wichtigsten Währung für Fernsehsender. Nicht nur in Deutschland, denn es gab „sehr starke Programmerfolge auch in den anderen Ländern“, sagte EBU-Manager Kürten.
Die Beliebtheit des neuen Konzepts zeigte sich auch am letzten EM-Tag, als sich die Leichtathleten den Fußballern nur auf den ersten Blick geschlagen geben mussten - tatsächlich aber gewonnen haben.
Bei den fast parallelen TV-Übertragungen am Sonntagabend schauten 5,44 Millionen Menschen den Supercup zwischen dem Fußball-Meister Bayern München und Eintracht Frankfurt im ZDF. 5,18 Millionen sahen den letzten Leichtathletik-Wettkampf der EM in der ARD.
Die Fußball-Übertragung war allerdings nach ARD-Angaben nur deshalb erfolgreicher, weil nach dem Ende der Leichtathletik-Sendung viele Fernsehzuschauer noch zum Fußball umgeschaltet haben. Und während der Zeit, als beide Übertragungen exakt parallel liefen, war die EM in Berlin sogar beliebter.
Der enorme Zuschauerzuspruch der erstmals ausgetragenen European Championships beglückte aber nicht nur die TV-Macher, sondern auch die Sport-Funktionäre und die Sportler. Dass das Konzept der Bündelung von mehreren Europameisterschaften aufgegangen ist, zeigte exemplarisch der Kommentar der Sprinterin Rebekka Haase. „Die Idee dahinter finde ich richtig, richtig cool, weil man dadurch mehr Präsenz bekommt.“ Die Bronze-Gewinnerin beschrieb ihr eigens TV-Verhalten: „Man switcht hin und her und bleibt dann länger dabei, sich das anzuschauen.“