„Froh, zu Hause zu sein“ Sportstars feiern Boris Becker beim „Ball des Sports“
Wiesbaden (dpa) - Seinen Legendenstatus hat Boris Becker jetzt schwarz auf weiß, in einem kleinen Rahmen und hinter Glas. Beim „Ball des Sports“ in Wiesbaden erhielt der Tennisstar eine Urkunde, weil er zur „Hall of Fame des deutschen Sports“ gehört.
Aufgenommen wurde er zwar schon im Jahr 2015, doch erst jetzt fand sich eine Gelegenheit, das auch feierlich zu würdigen. Boris Becker umjubelt von mehr als 1600 Gästen aus Sport, Wirtschaft und Politik: Dieses Bild ist nur ein weiteres Symbol dafür, wie sehr sich das komplizierte Verhältnis zwischen einem der größten deutschen Sportidole und seinem Heimatland wieder zum Positiven gewandelt hat. „Ich bin froh, wieder zu Hause zu sein“, sagte der 49-Jährige. „Ich bin ein stolzes Mitglied dieser Hall of Fame. Es müssen ja nicht immer nur Fußballer sein. Ich bin sehr berührt und sehr stolz.“
Die Frage ist, was sich mehr gewandelt hat: Becker selbst oder nur die Wahrnehmung des Publikums? Noch vor vier, fünf Jahren machte der dreimalige Wimbledon-Sieger und ehemalige Weltranglisten-Erste vor allem als Boulevard-Größe Schlagzeilen, die sich im Trash-TV einen Hut mit zwei Fliegenklatschen aufsetzen ließ. Mittlerweile aber sieht man ihn auch in Deutschland wieder nur als das, was er nie aufgehört hat zu sein: Einer der größten Namen im Welttennis, der drei Jahre lang den Seriensieger Novak Djokovic trainiert hat und zuletzt auch als Fernseh-Experte bei den Australian Open viel Lob bekam.
Auch eine aktive Funktion im deutschen Tennis wird nun zum wiederholten Male wieder diskutiert. „Der Deutsche Tennis Bund hätte gerne, dass ich eine Rolle im Davis Cup übernehme“, sagte Becker am Samstagabend in einem Interview des ZDF-Sportstudios. „Das ehrt mich erstmal. Das ist aber noch nicht zu Ende diskutiert, was das genau ist.“ Abgeneigt klingt er nicht: „Wir haben eine Art Aufbruchstimmung im deutschen Tennis - angeführt von Angie Kerber und nachgeholt von den Zverev-Brüdern. Das deutsche Tennis kann sich wieder sehen lassen.“
Bereits am Samstagnachmittag saß Becker in Frankfurt am Main beim Davis-Cup-Doppel gegen Belgien wie selbstverständlich in der deutschen Box. Am Abend in Wiesbaden wurde er dann umlagert wie kein zweiter der vielen prominenten Gäste.
Andere Sportstars wie Henry Maske oder Franziska van Almsick umarmten ihn zur Begrüßung. Und Moderator Johannes B. Kerner erzählte in einer schwülstigen Laudatio von einem gemeinsamen Abendessen in Berlin, bei dem auf einmal der US-Schauspieler Matt Damon an den Tisch gekommen sei. „Der bestbezahlte Schauspieler der Welt verneigt sich minutenlang vor einer Legende des deutschen Sports“, erzählte Kerner. „Und wir zeigen Boris Becker heute Abend den Respekt, den er weltweit hat und den er endlich auch wieder in Deutschland genießt.“
Warum das eine zeitlang anders war, erzählte Becker erst vor einer Woche durchaus selbstkritisch in einem Interview der „Süddeutschen Zeitung“. „Ich habe mir schon die Frage gestellt: Warum war die Wahrnehmung meiner Person in Deutschland lange Zeit so ambivalent?“, sagte er da. „Natürlich weiß ich: Nicht jeder meiner Auftritte, zum Beispiel im deutschen Fernsehen, war gut. Einige waren nicht so gut.“ Jetzt aber gelte: „Becker im Tennis — das ist nachvollziehbar. Das können sich die deutschen Fans vorstellen. Das nimmt man mir ab.“