Sterling-Skandal kein Einzelfall - Rassismus-Debatte
New York (dpa) - Es waren nur einige wenige Sätze, aber sie hatten gravierende Auswirkungen. Sie solle keine Fotos mit dem früheren US-Basketballprofi Magic Johnson im Internet hochladen, soll Donald Sterling, Besitzer des Basketball-Teams Los Angeles Clippers, seine Freundin angeschnauzt haben.
„Und bring ihn auch nicht zu meinen Spielen mit. Ja, es stört mich sehr, dass du so Werbung machen und verbreiten willst und überhaupt, dass du dich mit Schwarzen abgibst. Muss das sein?“
Pech für Sterling, dass seine Sätze aufgenommen und veröffentlicht wurden. Ein Sturm der Entrüstung brach los, Sterling musste zurücktreten, eine hohe Strafe zahlen und darf nie wieder in der Basketball-Profiliga NBA mitmischen. Der Skandal um den milliardenschweren Basketballteam-Besitzer ist kein Einzelfall. Rassismus, ob offen oder unterschwellig, und Diskriminierung sind im US-Sport vielen Experten und Studien zufolge immer noch verbreitet.
Die Zahlen sprechen dabei für sich: Zwar sind fast 80 Prozent aller NBA-Spieler Afro-Amerikaner, aber nur weniger als die Hälfte der Trainer, wie die Statistik-Webseite „FiveThirtyEight“ jüngst unter Berufung auf den Sportwissenschaftler Richard Lapchick von der University of Central Florida berichtete. Unter den Mehrheitseignern der Teams gibt es gerade einmal einen Schwarzen: Den Ex-Basketballstar Michael Jordan bei den Charlotte Bobcats. In der Football-Liga NFL und der Baseball-Liga MLB sieht das Bild ähnlich aus. In beiden Ligen sind alle Mehrheitseigner bis auf jeweils einen weiß, sowie die überwiegende Mehrheit der Trainer.
Und auch wenn ein Schicksal wie das von Jackie Robinson, der 1947 als erster schwarzer Baseball-Spieler in der modernen NBA auflief und sich mit schier unendlichen offenen Anfeindungen konfrontiert sah, heutzutage weit in der Vergangenheit zu liegen scheint, erschüttern doch immer wieder rassistische Vorfälle den US-Sport. So wurde die Chefin der Baseball-Mannschaft Cincinnati Reds Ende der 90er Jahre von ihrem Posten verbannt, nachdem sie gegen Afro-Amerikaner, Juden und Japaner gewettert und Adolf Hitler gelobt hatte. Ende des vergangenen Jahres wurde der NFL-Spieler Richie Incognito, damals bei den Miami Dolphins, vorrübergehend gesperrt, weil er einen Teamkollegen unter anderem rassistisch beleidigt haben soll.
Auch die Bezeichnungen von Teams sorgen für Ärger: Ob die Football-Mannschaft „Washington Redskins“, das Baseball-Team „Cleveland Indians“, die einen roten, grinsenden Indianerjungen als Maskottchen haben, oder dutzende andere Mannschaften quer durch alle Ligen, die sich „Rothäute“, „Rote Männer“, „Rote Angreifer“, oder einfach „Rote“ nennen - sie alle spielen unter hochumstrittenen Namen. Vertreter nordamerikanischer Ureinwohner fühlen sich von dem rassistischen Subtext der Bezeichnung „Rothaut“ beleidigt.
Einfach nur bestrafen, sei in einem Fall wie dem von Clippers-Besitzer Sterling viel zu wenig, kommentiert Rinku Sen, Leiter eines Zentrums für Gleichberechtigung, beim TV-Sender CNN. „Wir könnten aus diesen Momenten viel mehr machen, wenn wir dem Fazit widerstehen könnten, dass es ausreicht, diese rassistischen Aussagen zu verurteilen, um Diskriminierung zu beenden.“ Es müsse viel mehr darüber gesprochen werden, außerdem müssten Strategien gegen den Rassismus umgesetzt und die diskriminierten Gruppen unterstützt werden.
Auch der nun anstehende Verkauf der Clippers könnte eine Chance für einen Schritt hin zu mehr Gleichberechtigung sein. Dutzende Interessenten haben sich schon gemeldet, darunter Stars wie Moderatorin Oprah Winfrey, Hip-Hop-Mogul Sean Combs und Boxer Floyd Mayweather - alles Afro-Amerikaner. Die Fans aber wollen Plakaten zufolge am liebsten den, dessen Diskriminierung den ganzen Skandal überhaupt erst ausgelöst hat: Magic Johnson.