Grand Slam in Paris Alexander Zverev erstmals im Achtelfinale der French Open
Paris (dpa) - Die unfassbare Spannung war bei Alexander Zverev nach dem nächsten Kraftakt gerade gewichen, da dachte der deutsche Tennis-Hoffnungsträger schon an mehr als sein erstes Achtelfinale bei den French Open.
Der höchst emotionale Fünf-Satz-Sieg mit abgewehrtem Matchball gegen Damir Dzumhur war sein erster auf dem großen Court Philippe Chatrier. „Und dann 7:5 im fünften Satz, etwas Besseres gibt es nicht. Hoffentlich werde ich auf diesem Platz noch viele Male, viele Jahre lang sein“, sagte Zverev in Paris nach dem 6:2, 3:6, 4:6, 7:6 (7:3), 7:5 gegen den nimmermüden Dauerläufer aus Bosnien-Herzegowina.
Damit steht der hinter Titelverteidiger Rafael Nadal an Nummer zwei gesetzte Mitfavorit zum zweiten Mal nach Wimbledon 2017 in der Runde der letzten 16 bei einem Grand-Slam-Turnier. Sollte Zverev sein erstes Viertelfinale bei einem der vier Grand-Slam-Turniere erreichen, bleibt der Court Central für ihn reserviert. Schon am Sonntag gegen den Russen Karen Chatschanow könnte es eine Rückkehr geben. Dann wird es sehr darauf ankommen, wie sich Zverev erholt hat.
„Wenn ich mich physisch gut fühle, werde ich mich auch mental in Ordnung fühlen“, meinte Zverev nach dem zweiten kräftezehrenden Nervenkitzel auf der roten Asche am Bois de Boulogne. Für ihn war die Erkenntnis wichtig, im zweiten Fünf-Satz-Match binnen 48 Stunden frisch genug zu sein, um auch gewinnen zu können. „Das gibt mir viel Selbstvertrauen“, betonte der 21-Jährige. Nach dem Sieg in mehr als drei Stunden gegen den Serben Dusan Lajovic musste Zverev diesmal fast vier Stunden gegen Dzumhur ackern.
Kurz nach dem „Wahnsinnsmatch“ hatte er am Eurosport-Mikrofon eingeräumt, er fühle sich gerade sehr müde. Da waren erst wenige Minuten nach seinem verwandelten Matchball gegen Dzumhur vergangen. Kurz zuvor hatte der Weltranglisten-29. seinerseits die Chance zum Sieg, doch Zverev wehrte dessen Matchball mit einem guten Aufschlag ab. Auch als Dzumhur im vierten Satz bei einer 6:5-Führung zum Matchgewinn und seinem erstmaligen Einzug in ein Grand-Slam-Achtelfinale servierte, konnte Zverev kontern.
„Viel knapper geht es nicht. Ich glaube, dass beide ziemlich platt waren“, sagte Boris Becker als TV-Experte bei Eurosport. „Aber die haben wirklich etwas für ihr Geld getan.“ Der deutsche Herrentennis-
Chef äußerte zwar großen Respekt für Zverev, stellte aber auch fest: „Er hat einen Satz gewonnen und 3:1 im zweiten Satz geführt. Und plötzlich hat er sich das Spiel wegnehmen lassen.“ Dzumhur änderte seine Taktik und spielte zur Freude des Tennis-Liebhabers Becker viele Stopps. Zverev hatte damit seine liebe Mühe, letztlich konnte er den im entscheidenden Moment nicht konsequenten Dzumhur aber niederringen.
An diesem Samstag haben noch fünf weitere deutsche Spieler die Chance auf das Weiterkommen. Dabei gibt es einige attraktive Partien: Andrea Petkovic trifft wie im Halbfinale 2014 auf die Weltranglisten-Erste Simona Halep aus Rumänien, Angelique Kerber will gegen die Niederländerin Kiki Bertens Revanche für das Erstrunden-Aus 2016 an gleicher Stelle nehmen.
Julia Görges geht gelassen ins Duell mit der langjährigen Weltranglisten-Ersten Serena Williams, die erstmals nach ihrer Babypause wieder ein Grand-Slam-Turnier bestreitet. „Ich glaube, der Name Williams hat bei Grand Slams einen sehr hohen Stellenwert. Trotzdem sollte man sich von dem Namen ein wenig trennen. Ich möchte mein Spiel durchziehen“, sagte Görges.
Aufsteiger Maximilian Marterer triit gegen den Esten Jürgen Zopp an, Zverevs 30 Jahre alter Bruder Mischa trifft in seinem ersten Drittrunden-Match bei den French Open auf den favorisierten Südafrikaner Kevin Anderson. „Ich hoffe, morgen Nachmittag wird er in der vierten Runde stehen, ich traue ihm alles zu“, sagte Alexander Zverev lachend.