Australien-Abenteuer mit Schlange: Carina Witthöft
Melbourne (dpa) - Für Freitagmorgen um acht Uhr hatte Carina Witthöft den Trainingsplatz im Melbourne Park schon wieder gebucht. Zum ersten Mal in ihrer jungen Karriere steht das vielversprechende Tennis-Talent aus Hamburg bei einem Grand-Slam-Turnier direkt im Hauptfeld.
Sie will sich so gewissenhaft wie möglich auf das Turnier vorbereiten. „Die Australian Open sind fantastisch. Es wäre natürlich toll, hier möglichst lange dabei zu sein und die Atmosphäre aufsaugen zu können“, sagte die 19-Jährige.
Gleich zweimal stand sie zuvor auf den blauen Betonplätzen im Schatten der riesigen Rod-Laver-Arena und trainierte für ihr großes Ziel: einmal morgens und dann noch einmal am Nachmittag unter den Augen von Bundestrainerin Barbara Rittner mit Fed-Cup-Spielerin Annika Beck. Witthöft zählt zum sogenannten Porsche Talentteam des Deutschen Tennis Bundes und gilt als eine der größten Nachwuchshoffnungen der Generation nach Angelique Kerber, Andrea Petkovic, Sabine Lisicki und Julia Görges. „Sie hat 2014 einen großen Entwicklungssprung gemacht, vor allem mental“, sagte Rittner.
Die Fed-Cup-Teamchefin hält große Stücke auf die blonde Norddeutsche mit dem Model-Lächeln, gilt als geschätzte Ratgeberin und fungiert zeitweise auch als Trainerin für die Nummer 104 der Welt. „Von Barbaras Tipps profitiere ich, sie sagt mir ihre ehrliche Meinung, und der Austausch mit ihr ist daher sehr wertvoll“, sagte Witthöft.
Eine Zeit lang galt die Abiturientin als (zu) ungeduldig auf dem Platz und (zu) feier- und ausgehfreudig für eine Profisportlerin. Mittlerweile hat sie sich aber offensichtlich zu 100 Prozent ihrer Karriere verschrieben - schließlich nennt sie die 18-malige Grand-Slam-Siegerin Serena Williams aus den USA als ihr Vorbild.
„Es macht riesig Spaß, mit ihr zu arbeiten. Sie trainiert unheimlich fokussiert“, lobte Rittner, mahnte aber zugleich auch: „Man muss ihr nun Zeit geben, den Sprung auf die WTA-Tour zu schaffen und dort Erfahrung zu sammeln.“ Im vergangenen Jahr war Witthöft hauptsächlich auf der zweitklassigen ITF-Tour unterwegs, feierte dort vier Turniersiege und sammelte wichtige Punkte für die Weltrangliste.
„2015 sollte sie sich in den Top 100 festbeißen, eine gesunde Mischung aus kleineren und großen Turnieren finden und gar nicht so sehr nach oben schielen“, rät Rittner. Im vergangenen Jahr scheiterte Witthöft bei den US Open, in Wimbledon und bei den French Open jeweils in der Qualifikation. In Melbourne schaffte sie es 2014 in die erste Runde und schied gegen Mandy Minella aus Luxemburg aus.
Nun blickt Witthöft gespannt auf die Auslosung. Gemeinsam mit ihrem Freund Phillip ist sie frühzeitig angereist, um sich vor allem auf das ungewohnte Klima einzustimmen. An die Tierwelt Australiens scheint sie sich jedenfalls problemlos gewöhnt zu haben: Am Donnerstag verschickte sie via Facebook ein Bild von sich mit einer riesigen Schlange um den Hals.